Wissensgesellschaften
Digitalisierung
Die Digitalisierung erfasst alle Bereiche des Lebens und bildet die Grundlage moderner Wissensgesellschaften im 21. Jahrhundert. Die Gestaltung der Digitalisierung zum Wohle der Menschheit ist Aufgabe der UNESCO.
Innovative Wissensgesellschaften erfordern ein freies, offenes, menschenrechtsbasiertes und vertrauenswürdiges Internet. Doch weiterhin haben ca. 2,7 Milliarden Menschen aus allen Weltregionen keinen Zugang zum Internet. Internet-Sperren durch Regierungen etwa verwehren Menschen zunehmend den Zugriff auf Informationen.
Ein weltweites System politischer Leitlinien und Rechtsordnungen formt das Internet und damit den Zugang zu Information und Wissen, Meinungsfreiheit, Schutz der Privatsphäre und weitere ethische Fragen des Internets. Als Orientierungsrahmen für eine freie digitale Kommunikation hat die UNESCO das Konzept der Internet-Universalität entwickelt.
Internet Universalität
Zur Verwirklichung von Wissensgesellschaften, die weltweit inklusive und nachhaltige Entwicklung fördern, setzt die UNESCO auf vier Grundpfeiler. Diese vier unterschiedlichen, aber voneinander abhängigen Bereiche der Internet-Politik und -Praxis sind von zentraler Bedeutung:
- Zugang zu Informationen und Wissen,
- Meinungsfreiheit,
- Datenschutz,
- Ethische Normen und das Verhalten im Internet.
Internet Universalitäts-Prinzipien: R-O-A-M
Die Internet-Universalitäts-Prinzipien dienen als theoretischer Rahmen für die vier Schlüsselfelder, die 2015 in der UNESCO-Studie „Grundpfeiler zur Förderung inklusiver Wissensgesellschaften“ formuliert worden sind. Die UNESCO-Mitgliedstaaten vereinbarten vier normative Prinzipien innerhalb dieses theoretischen Rahmens – die R-O-A-M-Prinzipien für das Internet:
- Menschenrechte / Human Rights
- Offenheit / Openness
- Zugänglichkeit / Accessibility
- Multi-Stakeholder-Beteiligung / Multi-stakeholder participation
Internet Universalitäts-Indikatoren
Zur Feststellung des Zustands des Internets weltweit und zur Weiterentwicklung auf der Basis der R-O-A-M-Prinzipien erarbeitet die UNESCO Internet Universalitäts-Indikatoren. Mit Hilfe dieser Indikatoren soll der Zustand des Internets global, regional und national erfasst werden. Die Indikatoren sollen Staaten helfen, eine Steuerung ihrer jeweiligen Strategien hin zu den R-O-A-M-Prinzipien zu ermöglichen.
Weltgipfel zur Informationsgesellschaft – World Summit on the Information Society (WSIS)
Der UN-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS) wurde von den Vereinten Nationen 2001 beschlossen (Resolution A/56/183 vom 21. Dezember 2001). Die Internationale Fernmeldeunion (International Telecommunication Union, ITU) organisierte den Weltgipfel in zwei Phasen: 2003 in Genf und 2005 in Tunis. Er schuf eine Plattform für Diskussionen und Beratungen zwischen Akteurinnen und Akteuren aus aller Welt rund um die fortschreitende digitale Revolution. Die UNESCO hat dazu beigetragen, dass auf dem Weltgipfel nicht nur technische Aspekte, sondern auch gesellschaftspolitische und soziale Fragen diskutiert wurden. Sie wirkt maßgeblich an der weiteren Umsetzung der Ergebnisse des Weltgipfels mit.
Im Genfer Aktionsplan, der als Ergebnis des ersten WSIS-Gipfel 2003 vereinbart wurde, sind 18 Tätigkeitsbereiche festgelegt, in denen Regierungen, Organisationen der Zivilgesellschaft, Unternehmen und internationale Organisationen zusammenarbeiten könnten, um das Potenzial der Informations- und Kommunikationstechnologie für die Entwicklung zu nutzen. Die UNESCO ist für die sechs unten aufgeführten Aktionslinien verantwortlich:
- Zugang zu Informationen und Wissen (C3)
- E-Learning (C7)
- E-Wissenschaft (C7)
- Kulturelle Vielfalt und Identität, sprachliche Vielfalt und lokale Inhalte (C8)
- Medien (C9)
- Ethische Dimensionen der Informationsgesellschaft (C10)
Im Anschluss an den Weltgipfel werden regelmäßig Beratungen zwischen allen Akteurinnen und Akteuren fortgesetzt, um die Umsetzung der WSIS-Ziele zu unterstützen (WSIS Follow-Up). 2013 begann der Evaluationsprozess des Weltgipfels (WSIS+10 Review). Zehn Jahre nach dem ersten Gipfel ging es um die Evaluation des bisher Erreichten und eine Neuausrichtung für die Zukunft. Hierzu fanden zwei große Konferenzen statt: Das WSIS+10 Review Event „Towards Knowledge Societies, for peace and sustainable development“ 2013 und das „WSIS+10 High Level Event“ 2014. Abgeschlossen wurde der Evaluationsprozess 2015 mit einem hochrangigen Treffen bei der UN-Generalversammlung in New York.
Mit der am 16. Dezember 2015 verabschiedeten Resolution A/70/125 hat die UN-Generalversammlung die Gesamtevaluation der Ergebnisse des WSIS zur Kenntnis genommen und das jährlich seit 2009 stattfindende WSIS Forum als Plattform anerkannt, welches weiterhin jährlich tagen soll. Die Generalversammlung fordert für das Jahr 2025 ein hochrangiges Treffen zur Gesamtprüfung der Umsetzung der Ergebnisse des WSIS, welche dann auch in den Überprüfungsprozess der Ziele nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals) einfließen sollen. Seitdem finden mit Unterstützung und unter Beteiligung der UNESCO jährliche Foren in Genf statt, die die Ergebnisse des WSIS-Prozesses in Verbindung mit den Zielen nachhaltiger Entwicklung (SDG) in elf Aktionslinien weiterführen.