Wissenschaft
Frauen in der Wissenschaft
Wissenschaft braucht die besten Köpfe. Allerdings wird immer noch viel Forschungspotenzial verschenkt, da zu wenige hochqualifizierte Frauen in der Forschung arbeiten.
Das UNESCO-Institut für Statistik erhebt regelmäßig Daten zum Frauenanteil in der Wissenschaft weltweit. Weltweit liegt der Frauenanteil (2016) bei 29,3 Prozent, im südlichen und westlichen Asien bei nur 18,5 Prozent. In Europa haben 2016 nur vier (süd-)osteuropäische Länder Geschlechterparität, Deutschland liegt innerhalb der EU mit genau 28 Prozent nur knapp vor dem Schlusslicht Niederlande.
Zudem werden Forschungsinstitute weltweit meist von Männern geleitet und immer noch bestehen Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern. Viele hochqualifizierte Frauen schaffen es in ihrer Karriere nicht über die mittlere Verantwortungsebene hinaus. Kinder sind oft ein Karrierenachteil, erklären aber alleine noch nicht die Einkommens- und Verantwortungsunterschiede. Vorurteile und Old-Boys-Netzwerke und sind andere „unsichtbare“ Faktoren.
Patentlösungen gibt es nicht: Es braucht Wissenschaftlerinnen als Vorbilder, den Aufbruch traditioneller Rollenbilder und gezielte Förderung von Frauen und besonders Müttern. Die UNESCO trägt dazu mittels vielfältiger Projekte und Programme bei, vor allem über die Kooperation mit L’Oréal.
Weitere Informationen
Fact Sheet zum Thema „Women in Science“ des UNESCO Institute for Statistics
L’Oréal-UNESCO-Preis
Seit 1998 macht der Preis herausragende Leistungen von Frauen in der Forschung deutlich. Jährlich werden fünf L’Oréal-UNESCO-Preise an international führende Forscherinnen für ihr Lebenswerk beziehungsweise für herausragende Durchbrüche der Forschung vergeben. Durch mehr Sichtbarkeit von Vorbildern tragen die UNESCO und L'Oréal dazu bei, die fortbestehende, allgegenwärtige Benachteiligung von Frauen in der Gesellschaft weltweit zu reduzieren. Die mit 100.000 US-$ dotierten Preise werden in jedem Jahr im Februar oder März in Paris verliehen. Die Zuordnung erfolgt nach dem Kriterium wissenschaftlicher Exzellenz. Pro Kontinent wird jeweils ein Preis verliehen.
Vorschläge dürfen international bekannte Mitglieder der wissenschaftlichen Community und die UNESCO-Nationalkommissionen bei der UNESCO einreichen. Eine 15-köpfige Jury wählt die Preisträgerinnen aus.
Zudem werden jährlich auf internationaler Ebene 15 UNESCO-L’Oréal-Förderungen (Rising Talents Grants) an herausragende junge Forscherinnen verliehen, allerdings nicht in einer freien Ausschreibung, sondern unter den Preisträgerinnen der nationalen Programme.
Förderprogramm in Deutschland
Die Deutsche UNESCO-Kommission und L’Oréal Deutschland vergeben in Partnerschaft mit der Christiane Nüsslein-Volhard-Stiftung jährlich drei Förderungen von jeweils 20.000 Euro zur Förderung exzellenter Doktorandinnen und Postdoktorandinnen mit Kindern. Um die Exzellenz der Forschung in Deutschland zu fördern, werden Wissenschaftlerinnen mit Kindern unterstützt, da in dieser Lebenssituation gerade in Deutschland viele Forscherinnen ihre viel versprechenden Karrieren unterbrechen. Durch die Förderung sollen sie ihr wissenschaftliches Potenzial optimal ausnutzen und mehr Zeit für ihre wissenschaftliche Arbeit gewinnen.
Gefördert werden drei Doktorandinnen oder Postdoktorandinnen aus den experimentellen Naturwissenschaften und der Medizin für die Dauer eines Jahres ab Vergabe mit bis zu 20.000 Euro. Dies kann eine monatliche finanzielle Entlastung von bis zu 400 Euro für Haushalt oder zusätzliche Kinderbetreuung umfassen, um den Wissenschaftlerinnen zusätzliche Zeit für ihre Forschungsarbeit zu geben, ein individualisiertes Karriere-Förderprogramm mit Komponenten wie beispielsweise Coaching oder Mentoring, und eine im Sinne der Förderung zweckgebundene finanzielle Leistung an die jeweilige Forschungseinrichtung.
Auf den Webseiten www.fwis-programm.de und www.cnv-stiftung.de finden Interessentinnen alle Informationen für die Einreichung der Bewerbung. Die Bewerbung kann nur mit Hilfe des dort hinterlegten Bewerbungsbogens erfolgen. Einsendeschluss ist jeweils der 30. November eines Kalenderjahres.
Bewerberinnen, die auf Grund der schriftlichen Bewerbung in die engere Wahl kommen, werden etwa drei Wochen nach Bewerbungsschluss zu einem Gespräch eingeladen. Die Jury umfasst die Nobelpreisträgerin Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard, Direktorin am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, Prof. Dr. Maria Leptin, Direktorin der European Molecular Biology Organization, Dr. Brigitte Mühlenbruch, Präsidentin der European Platform of Women Scientists EPWS, Dr. Gerlind Wallon, Stellvertretende Direktorin der European Molecular Biology Organization, Dr. Lutz Möller, Stellvertretender Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission, und Dr. Ludger Neumann, L’Oréal Research.
Neuer Forschungspreis ab 2024
In Partnerschaft mit der Deutschen Gesellschaft der Humboldtianer werden ab 2024 zudem jährlich vier herausragende Wissenschaftlerinnen der experimentellen Naturwissenschaften in der Doc- und Post-Doc-Phase mit jeweils 25.000 Euro gefördert.