Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe
Traditionelle Karpfenteichwirtschaft in Bayern
In Bayern entstanden bereits im Mittelalter kleinteilige Teichlandschaften, deren traditionelle Bewirtschaftung durch Fischereibetriebe eine artenreiche Kulturlandschaft entstehen ließ. Die Trägergruppen der Karpfenteichwirtschaft organisieren sich heute in zahlreichen Genossenschaften und Verbänden.
Die Teiche sind oft nicht besonders groß und werden daher in der Regel im bäuerlichen Nebenerwerb geführt. Grundlage dafür bietet das über Generationen weitergegebene Wissen über den Teichbau, das Bespannen, die Teichpfelge, das Füttern und Abfischen. Fortbildungsangebote zu diesen Themen bieten heute die Verbände und fördern die Nachhaltigkeit der traditionelle Karpfenteichwirtschaft in Bayern.
Karpfenzucht: Stufenartig und extensiv
Die Karpfenzucht ist mit ca. 20m² pro Fisch extensiv. Im Gegensatz zu anderen Teichregionen werden die Karpfenteiche in Bayern nicht aus Fließgewässern gespeist, sondern erhalten ihr Wasser fast ausschließlich aus Niederschlägen. Häufig sind die Teiche stufenartig untereinander angelegt, so dass bei einer Abfischung mit Entleerung der jeweils unten liegende Teich das Wasser des oberen auffängt und damit für das folgende Jahr befüllt wird. Somit wird die Ressource Wasser nachhaltig genutzt. Fütterung, Teichpflege und Abfischung erfolgen nach wie vor in traditioneller Handarbeit.
Die Teichwirtschaft erfordert regelmäßige Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen, die Erfahrung und Fachwissen voraussetzen. Damit sich die Karpfen vermehren und gesund aufwachsen, ist eine individuelle Bewirtschaftung der Teiche notwendig, denn jeder Teich entwickelt seine eigenen Lebensbedingungen. Das tradierte Wissen bietet die Grundlage für eine erfolgreiche Karpfenwirtschaft, zu der auch eine Vielzahl wichtiger Handwerkstechniken gehört.
Durch Züchtungen entstanden lokale Karpfenstämme. Dazu gehören die bekannten Arten Aischgründer, Dinkelsbühler oder der Schwarzenfelder Karpfen. Die Aufzucht dieser Arten ist auch heute beliebt und führt dazu, dass sich die regionalen Karpfenstämme weiter vermehren.
Längst keine Männerwirtschaft mehr
Während früher in der Karpfenteichwirtschaft vor allem Männer aktiv waren, steht sie heute allen Geschlechtern offen. Mittlerweile leiten Frauen erfolgreich bekannte Fischereibetriebe in Bayern und geben ihr Wissen an andere Interessierte weiter.