Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe
Traditionelle Bewässerung der Wässerwiesen in Franken
Die Kulturtechnik der Wiesenbewässerung im Grabenstausystem wird in Franken seit Jahrhunderten betrieben. Die traditionelle Bewässerung nutzt schwerkraftgebundene Rieselverfahren. Heute halten Wässergemeinschaften zusammen mit ehrenamtlichen Gruppen und Institutionen die traditionelle Bewässerung und spezielle Wasserhebetechniken lebendig.
Auch in den Trockenregionen des Mittelfränkischen Beckens gewährleistet die traditionelle Bewässerung hohe landwirtschaftliche Erträge. Die sandigen, wasserdurchlässigen und nährstoffarmen Böden des Mittelfränkischen Beckens werden erst durch das Wässern in eine grüne, artenreiche und ökologisch wertvolle Wiesenlandschaft verwandelt. Aus den wechselfeuchten Wiesen entwickeln sich kleinteilige Strukturen mit hoher Biodiversität. Dies trägt zur Revitalisierung der Flusstal-Kulturlandschaft bei. Die erfolgreiche Ansiedlung von Störchen verdeutlicht den Zusammenhang zwischen landwirtschaftlicher Kulturtechnik und Natur.
Wasserwiesen und Wasserschöpfräder
Die Wässerwiesen sind Flächen unterschiedlicher Größen an den Flüssen Rednitz, Regnitz und Wiesent und in deren Seitentälern. Sie werden von den Wässergemeinschaften nach traditionellen Regeln und Techniken über Grabensysteme und Wehre bewässert. Dazu gehören in Franken auch saisonal betriebene Wasserschöpfräder, die von der Strömung angetrieben werden. Ihr jährlicher Auf- und Abbau bewahrt auch Wissen um historische Holzbautechniken.
Die traditionellen Bewässerungstechniken erfordern über Generationen tradiertes, spezifisches Wissen und Können, das alle natürlichen wie technischen Faktoren einbezieht. Rund um das Wässern und den Anlagenbau haben sich spezifische Fachbegriffe entwickelt. Die Industrialisierung hat die traditionellen Bewässerungstechniken in vielen Regionen verdrängt. In Franken hat sich die landwirtschaftliche Kulturtechnik dort erhalten, wo sich die praktische Durchführung an die gegenwärtigen Bedingungen angepasst hat.
Die genossenschaftliche Organisationsform und das Patensystem der Wasserradgemeinschaft ermöglichen die Weitergabe aller erforderlichen Techniken. Dabei profitieren sie auch von grenzüberschreitendem Wissen durch ein europäisches Netzwerk. Zuletzt sind die Wässerwiesen wichtige Naherholungsräume im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen.