Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe

Deutsche Gebärdensprache – DGS

Rund 80.000 gehörlose Menschen nutzen die Deutsche Gebärdensprache. Aber auch Personen mit Cochlear-Implantat oder Kinder gehörloser Eltern drücken sich mit der Gebärdensprachen aus. Sie vermittelt erfolgreich zwischen gehörlosen und hörenden Menschen und sorgt für eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen oder politischen Leben, unabhängig von technischen Kommunikationsmitteln.

Illustration Immaterielles Kulturerbe

Fakten

  • Aufnahmejahr: 2021
  • Verbreitung: Bundesweit
  • Zentraler Termin: Ganzjährig
  • Bereich: Mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen, darstellende Künste, gesellschaftliche Bräuche, Feste und Rituale

Kontakt

Gehörlosenverband Hamburg e.V.
Homepage
Marion Bednorz
E-Mail

Die Deutsche Gebärdensprache ist ein vollwertiges Sprachsystem, das sich verschiedener Einheiten zur Übermittlung von Bedeutungen bedient. Zu diesen Einheiten gehören Handformen, Mundbilder, Mimik oder Mundgestik. Die Einheiten werden nach grammatikalischen Regeln zu Äußerungen kombiniert. Damit folgt die Deutsche Gebärdensprache einer grundlegend anderen Grammatik als das Deutsche und ist simultan und räumlich aufgebaut.

Als Sprache ist die Deutsche Gebärdensprache mit allen linguistischen Merkmalen ausgestattet. In Deutschland gibt es mehrere regionale Dialekte und Soziolekte. Wie jede andere Sprache auch, wird sie im privaten Bereich und in der Öffentlichkeit genutzt. Die Deutsche Gebärdensprache kommt auch in Bildungseinrichtungen zur Anwendung. Sie ist Forschungsgegenstand der Sprachwissenschaft und versteht ihre Nutzerinnen und Nutzer als sprachliche Minderheit.

Soziales und kulturelles Fundament der Gehörlosengemeinschaft

Die Deutsche Gebärdensprache bildet das soziale und kulturelle Fundament der deutschen Gehörlosengemeinschaft. In Deutschland wurde die Deutsche Gebärdensprache im Jahr 2002 durch das Behindertengleichstellungsgesetz anerkannt. Dieser Anerkennung geht ein langer Weg voraus: Seit dem 18. Jahrhundert sind Forschungen über die Bildung gehörloser Kinder bekannt. In Leipzig wurde 1788 die erste staatliche Schule für gehörlose Kinder gegründet. Aber durch Beschlüsse aus dem Jahr 1880 durften an Schulen für gehörlose Menschen die Gebärdensprache nicht mehr verwendet werden – ein politischer und gesellschaftlicher Rückschlag für gehörlose Menschen.

In Deutschland begann der politische Wandel ab den 1970er Jahren. Die Gebärdensprachforschung etablierte sich Stück für Stück.Vereine für gehörlose Menschen widmen sich derweil kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Belangen. Auch im Sports sind sie aktiv: es gibt Nationalmannschaften in verschiedenen Breitensportarten, die regelmäßig an den Deaflympics teilnehmen. Die Deutsche Gebärdensprache lebt dabei durch ihre Sprechenden. Eltern geben sie an ihre Kinder weiter, aber auch Bildungsinstitutionen und die Gemeinschaften vermitteln ihr Wissen rund um die Sprache.

Publikation

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe - Jubiläumsausgabe.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2023

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