Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe
Heiligenstädter Palmsonntagsprozession
Die Heiligenstädter Palmsonntagsprozession ist ein religiöser Umzug, der alljährlich am Sonntag vor Ostern stattfindet und sich nach einer überlieferten Ordnung durch die Straßen von Heiligenstadt bewegt. Bei der Prozession werden sechs überlebensgroße Figuren mitgeführt, die an den Leidensweg von Jesus Christus erinnern. Zwischen den Bildnissen gehen Gläubige und singen durch Blaskapellen unterstützt überlieferte religiöse Lieder. Auch die Lieder thematisieren Leiden, Tod und Auferstehung Jesu.
Fakten
- Aufnahmejahr: 2016
- Verbreitung: Heiligenstadt (Thüringen)
- Zentraler Termin: Palmsonntag (Sonntag vor Ostern)
- Bereich: Gesellschaftliche Bräuche, Rituale und Feste
"Sie ist es einfach wert und eine jahrhundertelange einzigartige Tradition."
Bürgermeister Thomas Spielmann
In der Woche vor Palmsonntag richten ehrenamtliche Mitarbeiter der katholischen Pfarrgemeinde St. Marien die Traggestelle vor, befestigen die Figuren und legen ihnen Gewänder an. Organisation der Vorbereitungen und Durchführung der Prozession liegt in den Händen der sogenannten Bildführer. Getragen werden die Figuren schließlich von festlich in schwarz gekleideten Männern mit weißen Handschuhen und Zylinder. Diese Ehrenämter werden von Generation zu Generation meist innerhalb von Familien weitergegeben.
Alljährlich kommen zahlreiche Teilnehmende und Zuschauende nach Heiligenstadt, um die große Leidensprozession mitzuerleben. Heiligenstadt liegt im Landkreis Eichsfeld, dem einzigen größeren geschlossenen katholischen Gebiet Mitteldeutschlands mit volkskirchlichen Strukturen. Die Prozession hat wesentlich dazu beigetragen, in diesem Raum die kulturelle und konfessionelle Eigenart über Jahrhunderte zu bewahren. Auch während der NS-Zeit und der DDR konnte die Heiligenstädter Palmsonntagsprozession stattfinden.