Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe
Hebammenwesen
Überall auf der Welt stehen erfahrene Frauen Gebärenden zur Seite. Hebammen verfügen über fundamentales medizinisches, anatomisches und geburtshilfliches Wissen, das seit Generationen von Hebamme zu Hebamme vermittelt wird. Heute werden angehende Hebammen in 1600 Theorie- und 3000 Praxisstunden an einer Hebammenschule oder Hochschule ausgebildet.
Fakten
- Aufnahmejahr: 2016
- Verbreitung: deutschlandweit und darüber hinaus
- Zentraler Termin: ganzjährig, Internationaler Hebammentag am 5. Mai
- Bereich: Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum; Traditionelle Handwerkstechniken
Hebammen begleiten werdende Mütter vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit. Das können zwei Jahre und mehr sein. Während der Schwangerschaft übernehmen oder veranlassen Hebammen Vorsorgeuntersuchungen, beraten und begleiten bei Beschwerden oder der Wahl des Geburtsorts. Anhand von Tastbefunden erfassen sie unter anderem Größe, Lage und Vitalität des Kindes. Mithilfe eines Hörrohrs können sie die Herztöne des Kindes ausmachen.
Eine Hebamme ist zuständig, sich ein Bild über den Zustand der Frau, des Kindes und den Verlauf der Geburt zu machen und beurteilt, ob es notwendig ist, aufgrund von Komplikationen einen Arzt hinzuzuziehen. Nach der Geburt kontrolliert sie die Rückbildung der Gebärmutter, beobachtet die kindliche Entwicklung und leitet zu Stillen oder Flaschenernährung an. Sie begleitet dabei Familien beim Übergang in einen neuen Lebensabschnitt. Überlastung und hohe Haftungsrisiken führen heute in Deutschland zu teils schwierigen Arbeitsbedingungen für Hebammen.
Eines der ältesten Zeugnisse der Hebammenkunst ist eine Tempelmalerei aus dem 3. Jahrtausend v. Chr., das die Drillingsgeburt der Pharaonenkinder des ägyptischen Sonnengottes Re zeigt.
"Die Hebammenkunst ist ein unschätzbares und in unseren Augen auch schützenswertes Gut."
Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbands