Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe
Handweberei
Beim Handweben handelt es sich um die Herstellung von Geweben an Webrahmen, Flachwebstühlen oder anderen nichtmaschinellen Webgeräten durch rechtwinklige Verkreuzung von Fäden. Das Handweben erfordert eine genaue Planung des Gewebes, sowie ein gewisses technisches Verständnis.
Beim Handweben wurden Gebrauchstextilien traditionell im häuslichen Bereich hergestellt. Das sich im Mittelalter entwickelnde Zunftwesen sorgte schließlich für eine Spezialisierung der Weberei je nach verwendetem Material. So entwickelte sich unter anderem das Weben mit Leinen oder Seide. Im Zuge der Industrialisierung und mit dem Aufkommen maschineller Webstühle wurde die Weberei jedoch zunehmend in Fabriken verlagert.
Für das Handweben sind mehrere Arbeitsschritte nötig. Zur Vorbereitung werden zunächst auf dem Webstuhl oder Webrahmen längslaufende Fäden, sogenannte Kettfäden, auf hohe Spannung gewickelt. Diese wurden zuvor auf gleiche Länge gebracht. Durch das Anheben eines Teils dieser Fäden entsteht ein „Fach“, in das nacheinander quer verlaufende Fäden, auch Schussfäden genannt, eingezogen werden. Die Fäden werden dadurch rechtwinklig verbunden und so miteinander verkreuzt.
Die Weitergabe von Wissen und Können um die Kulturform erfolgt über verschiedene Ausbildungsgänge, aber auch über zahlreiche Kurse zu teils speziellen Techniken und Aspekten des Webens. Dabei werden auch der Aufbau und die Funktion von Webstühlen sowie das Wissen um die Fasern vermittelt. Volkshochschulen, Hersteller von Webzubehör sowie Praktizierende bieten hierfür Ausbildungsmöglichkeiten an.
Die Weitergabe des spezifischen Wissens erfolgt jedoch nicht nur in Kursen und Ausbildungsgängen, sondern auch über spezialisierte Literatur und Zeitschriften sowie in zahlreichen Museen. Mittels Ausstellungen, Workshops und Projekten für Kinder bemühen sich die Praktizierenden aktiv um den Erhalt der Kulturform sowie um die Wissensvermittlung an die nächsten Generationen.
Handweben wird heute zumeist als Kunsthandwerk betrieben oder zu therapeutischen Zwecken beispielsweise in der Ergo- oder in der Beschäftigungstherapie eingesetzt. Oft verwenden Praktizierende dabei selbstgesponnene oder selbstgefärbte Garne. Gezeigt und verkauft werden solche künstlerischen handgewebten Textilien häufig auf Kunsthandwerkmärkten. Die Motivation im Kunsthandwerk ist dabei die Herstellung von Textilien, die sich von der textilen Massenproduktion abheben.