Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe
Feldgeschworenenwesen in Bayern
Feldgeschworene oder „Siebener“ hüten seit Jahrhunderten die Einhaltung von Grundbesitzgrenzen. In ehrenamtlicher Tätigkeit machen sie Grundstücksgrenzen durch Abmarkungen kenntlich und überwachen ihre korrekte Einhaltung. In das Amt der Feldgeschworenen wird man für ein Leben lang berufen. Es ist das älteste kommunale Ehrenamt in Bayern, eines der wenigen Bundesländer, in denen es dieses Amt noch gibt.
Fakten
- Aufnahmejahr: 2016
- Verbreitung: Bayern, zum Teil auch Rheinland-Pfalz
- Zentraler Termin: ganzjährig
- Bereich: Mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen; Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum; Traditionelle Handwerkstechniken; Formen gesellschaftlicher Selbstorganisation
Der Ausdruck „Siebener“ entstand, weil in der Regel sieben Feldgeschworene in einer Gemeinde tätig sind. Durch die ungerade Zahl kann bei Unstimmigkeiten stets eine eindeutige Entscheidung gefällt werden. Besondere Bedeutung erlangten die Siebener in Franken, das durch seine klein strukturierten Grundstücksparzellen viele Grenzverläufe aufwies. Heute bilden Stadt und Landkreis Fürth in Mittelfranken ein wichtiges Zentrum der Traditionspflege.
Durch das Setzen von Grenzsteinen werden Grundstücksgrenzen für alle sichtbar gemacht. Dabei graben die Siebener traditionsgemäß nur ihnen bekannte Zeichen aus Metall, Glas, Ton oder Ähnlichem auf eine bestimmte Art und Weise mit ein. Dieses sogenannte „Siebenergeheimnis“ ist für die Eingeweihten ein sicheres Indiz, ob ein Grenzstein versetzt wurde.
"Sie leisten einen wertvollen Beitrag für das Gemeinwesen, schaffen Ordnung und vermeiden durch ihre Kenntnisse lokaler Gegebenheiten Streit."
Noch heute müssen Siebener einen Eid ablegen, dieses Geheimnis zeitlebens zu bewahren und nur mündlich an Nachfolger weiterzugeben. Seit zu Beginn des 19. Jahrhunderts die staatliche Landvermessung eingeführt wurde, arbeiten die Siebener effektiv und vertrauensvoll mit den Vermessungsbehörden zusammen.
Die Gemeinschaft der Siebener wird durch jährliche Grenzumgänge, Jahrestage, regelmäßige Versammlungen, Fortbildungen und gemeinsame Ausflüge gefestigt. Neue Siebener werden von älteren Amtskollegen demokratisch gewählt. Spezielle Handwerkstechniken und Besonderheiten der Tradition werden durch aktives Tun und mündliche Überlieferung von Generation zu Generation weitergegeben.