Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe
Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle
Die Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle blickt auf eine über 1000 Jahre alte Tradition des Salzsiedens zurück. Organisiert sind die Salzwirker nachweislich seit 1491 in einer eigenen Brüderschaft. Diese Brüderschaft, deren Mitglieder „Halloren“ genannt werden, gibt es nur in Halle an der Saale.
Die Salzwirker-Brüderschaft, zuerst ein religiös ausgerichteter Zusammenschluss, entwickelte sich schnell zu einer streng organisierten Arbeits- und Lebensgemeinschaft. Die frühe Brüderschaftsordnung enthielt bereits soziale Aspekte, so wurde beispielsweise die Witwen- und Waisenversorgung festgeschrieben.
Die Geschichte der Stadt Halle/Saale ist eng mit den Halloren verknüpft. Es gibt auch heute noch eine tiefe Verbundenheit der Halloren zu ihrer Stadt, welche wiederum das Identitätsbewusstsein der halleschen Bevölkerung prägen. Die Stadt verdankt ihre Gründung und ihren Wohlstand bis ins 19. Jahrhundert den im Siedlungsgebiet zu Tage tretenden Sole- bzw. Salzquellen. Im Zentrum der Stadt, heute noch „Hallmarkt”, genannt, standen strohbedeckte Siedekote – die mittelalterlichen Stätten der Salzbereitung. Vier Soleborne (Brunnen) lieferten über Jahrhunderte hinweg hochprozentige Sole, aus welcher die Salzwirker das Siedesalz herstellten.
"Das Brüderschaftsleben ist bis heute eine gelebte Tradition und fest in Halle und in Sachsen-Anhalt verankert. Ausgehend vom Salzsieden, welches bis heute den Mittelpunkt des Brüderschaftslebens symbolisiert, bis zu den unzähligen Bräuchen, betreiben die Halloren eine aktive Traditionspflege."
Sten Michelson, Erster Vorsteher der Salzwirkerbrüderschaft im Thale zu Halle
Im Besitz der Halloren befinden sich heute noch Schriftgut, die ältesten Stücke aus dem 14. Jahrhundert, Fahnen sowie andere historische Gegenstände. Die durch die Halloren geprägte Tradition der Becherstiftung wurde von den Landesherren übernommen und wird in heutiger Zeit von den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, den Oberbürgermeistern der Stadt Halle und von wissenschaftlichen Institutionen wie der Martin-Luther-Universität oder der Nationalen Akademie der Naturforscher Leopoldina weitergeführt.
Das Salzsieden als ehemalige Erwerbsquelle der Halloren stellt auch heute noch die Grundlage des Brüderschaftslebens dar. Sie produzieren nach wie vor Salz nach dem historischen Pfannenverfahren. Einwohner und Gäste der Stadt können in regelmäßigen Schauvorführungen im Salinemuseum oder auf dem halleschen Mark die traditionellen Siedetechniken kennenlernen und von den Halloren hallesches Salz erwerben. Durch ihre historische Festkleidung sind die Halloren zudem ein Blickfang in der Stadt. Die Brüderschaft tritt in Sachsen-Anhalt und bundesweit als Vertreter der halleschen Tradition auf.
Neue Mitglieder der Brüderschaft müssen sich in einer zweijährigen Kandidatenzeit bewähren und sich einer abschließenden Prüfung stellen. Einen großen Stellenwert hat familiärer Zusammenhalt sowie das gute Verhältnis zwischen Alt und Jung. Kinder werden in die Gemeinschaft integriert, die „Alten” geachtet und unterstützt. Heute setzt sich die Brüderschaft aus Mitgliedern aller Bevölkerungsschichten zusammen. Sie eint das Bewusstsein für das historische Erbe und der Wunsch, dem Gemeinwesen der Stadt Halle eine einzigartige Tradition zu erhalten.