Gastbeitrag eines kulturweit-Freiwilligen

Wie die Zeit fliegt

Jonathan Franz verbringt mit kulturweit zwölf Monate an der Windhoek High School in Namibia. Bereits in den ersten Wochen lernt er: Die Vielfalt deutscher Kartoffelprodukte ruft Erstaunen hervor. Seine Überraschung teilt er auf seinem Blog.

Publikation

kulturweit Magazin 2017/2018.
Deutsche UNESCO-Kommission / Freiwilligendienst kulturweit, 2018

Mweyapo: Willkommen in Afrika! Diesen Gruß höre ich ständig, wenn ich Namibier hier treffe. Die Menschen freuen sich, mich hier willkommen zu heißen. Doch bin ich doch eigentlich schon fast vier Wochen da, habe mich eingelebt, habe eine Wohnung gefunden, arbeite an der Windhoek High School schon richtig mit und habe neue Freunde gefunden.

Mir kommt es vor, als sei ich schon ewig hier. Die Wege, die ich hier zurücklege, sind klar in meinem Kopf vorgezeichnet. Ich weiß, wo ich was finde, wen ich in welchem Fall fragen muss und wann welcher Laden schließt. Wochen vergehen gefühlt wie Tage, Tage wie Stunden, Stunden wie Minuten und Minuten wie Sekunden. Die ersten Wochen hier waren wie ein Rausch. Erlebnisse und Begegnungen ziehen an mir vorbei wie die Landschaft aus dem Fenster eines fahrenden Zuges. Und doch fühle ich mich aufgehoben und willkommen. Allein die Erlebnisse und Erfahrungen seit meinem letzten Blogeintrag vor zwei Wochen könnten einen Roman füllen.

Deutsch muss verwirrend sein

Angefangen bei meiner Arbeit in der Schule mit den Klassen 8, 9 und 11: Ich arbeite im Unterricht voll mit und darf auch schon einzelne Abschnitte übernehmen. Für die meisten Lernenden, ausgenommen die wenigen Menschen, deren Muttersprache Deutsch ist, ist Deutsch eine fremde, schwer zu lernende Sprache. Mir selbst wurde bewusst, wie kompliziert und verwirrend die deutsche Sprache doch ist. Und trotzdem: Das Interesse an Deutsch, deutscher Kultur und Deutschland ist da. Sei es eine Schülerin der 11. Klasse, die mich nach Studienmöglichkeiten in Deutschland fragte, das Erstaunen über die Vielfalt deutscher Kartoffelprodukte in der 8. Klasse oder die lebhafte Diskussion in der 9. Klasse, wann der Deutsch-Club stattfinden sollte, damit alle teilnehmen können. Der erste Deutsch-Club war dann leider ein kleiner Misserfolg: Es kam nur ein Schüler. Der Rest hatte parallel einen Kurs oder die Werbung war nicht ausreichend gut angekommen, aber ich arbeite daran.

Sport kann Menschen zusammenbringen

Ende September fand der erste EUNIC Soccer Cup statt, bei dem verschiedene Windhoeker Schulen im Fußball sieben europäische Länder und Namibia vertraten. Ich betreute das Team meiner Schule, das Deutschland repräsentierte. Nach guten Gruppenspielen gegen Spanien, Finnland und Großbritannien, die wir alle gewannen, konnten wir Portugal im Halbfinale im Elfmeterschießen bezwingen. Im Finalspiel wartete dann Namibia auf unsere Jungs. In einem umkämpften Spiel konnten sich schließlich die Namibier durchsetzen. Am Ende waren aber alle glücklich, denn jeder bekam eine Medaille und es gab tolle Preise. Aber am wichtigsten war, dass die Spieler bewiesen, dass man mit Fairness, Respekt und Freude am Spiel gemeinsam Spaß haben kann und dass Sport Menschen, egal welcher Herkunft, welcher Religion oder welches Hintergrundes zusammenbringen und vereinen kann.

Dieser Beitrag stammt aus dem kulturweit Magazin 2017/18

Der kulturweit-Blog ist ein Projekt von Freiwilligen für Freiwillige. Hier bloggte Jonathan Franz regelmäßig aus seinem Freiwilligendienst.

www.kulturweit-blog.de/jonientdecktdiewelt

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