Bildungsbiografie
Erwachsenenbildung
Erwachsenenbildung gehört als integraler Bestandteil des lebenslangen Lernens zum Mandatsbereich der UNESCO. Die Agenda Bildung 2030 hat zum Ziel, bis zum Jahr 2030 für alle Menschen Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen zu schaffen. Konkret sollen etwa die Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten von Erwachsenen und die für eine Beschäftigung oder Selbstständigkeit relevanten Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten gefördert werden.
UNESCO-Empfehlung zur Erwachsenenbildung
Die 38. UNESCO-Generalkonferenz verabschiedete im November 2015 eine überarbeitete Empfehlung zur Erwachsenenbildung. Sie adressiert alle Mitgliedstaaten. Die UNESCO-Empfehlung bietet somit internationale Leitlinien im Bereich der Erwachsenenbildung.
Die Empfehlung verfolgt einen umfassenden Ansatz zur Förderung der Erwachsenenbildung. Im Fokus stehen dabei drei zentrale Bereiche: die Förderung grundlegender Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen, die Förderung beruflicher Aus- und Weiterbildung und die Förderung von aktivem bürgerschaftlichem Engagement. Die Empfehlung ruft die Mitgliedstaaten zur Entwicklung von Maßnahmen in den Handlungsfeldern Policy, Governance, Finanzierung und in den Bereichen Teilhabe, Chancengerechtigkeit und Qualität auf.
Deutschland wirkte aktiv an der Überarbeitung der UNESCO-Empfehlung mit. Der Überarbeitungsprozess wurde vom UNESCO-Institut für Lebenslanges Lernen (UIL) in Hamburg geleitet. Zentrale Mechanismen zur Fortschrittsmessung der Umsetzung der UNESCO-Empfehlung zur Erwachsenenbildung sind die UNESCO-Weltkonferenzen über Erwachsenenbildung (CONFINTEA) und der Weltbericht zur Erwachsenenbildung (GRALE).
UNESCO-Weltkonferenzen zur Erwachsenenbildung (CONFINTEA)
Alle zwölf Jahre organisiert die UNESCO Weltkonferenzen zur Erwachsenenbildung (Conférence Internationale sur l'Education des Adultes, CONFINTEA). Ihr Ziel ist es, eine Bestandsaufnahme über die Entwicklungen und Herausforderungen in der Erwachsenenbildung vorzunehmen und politische Empfehlungen zu erarbeiten. Auf der siebten CONFINTEA-Konferenz, die 2022 in Marrakesch, Marokko stattfand wurde das Marrakech Framework for Action verabschiedet. Der Aktionsrahmen betont die Bedeutung der Erwachsenenbildung im Umgang mit globalen Transformationsprozessen, gerade mit Blick auf den Klimawandel sowie die Zukunft der Arbeitswelt. Erwachsenenbildung spiele weiterhin eine wichtige Rolle in der Erfüllung des Rechts auf lebenslanges Lernen.
Zwischen den Weltkonferenzen koordiniert das UNESCO-Institut für Lebenslanges Lernen (UIL) den Monitoring-Prozess und veranstaltet zu diesem Zweck eine CONFINTEA VII Mid-Term Review, die für 2028 geplant ist. Die letzte CONFINTEA VI Mid-Term Review fand 2017 in Suwon, Korea statt.
Weltbericht zur Erwachsenenbildung (GRALE)
Der Weltbericht zur Erwachsenenbildung (Global Report on Adult Learning and Education, GRALE) wird alle drei Jahre von der UNESCO herausgegeben und dient dem Monitoring der globalen Entwicklungen im Bereich Erwachsenenbildung. Er wird vom UNESCO-Institut für Lebenslanges Lernen erstellt und basiert auf Daten aus derzeit 159 Ländern. Jeder Bericht hat einen inhaltlichen Schwerpunkt.
5. Weltbericht zur Erwachsenenbildung
Der GRALE 5 zeigt: Die größte Herausforderung in der Erwachsenenbildung bleibt es, diejenigen zu erreichen, die sie am meisten brauchen. Erfolge zeigen sich in der Beteiligung von Frauen, gleichzeitig bleiben besonders benachteiligte und vulnerable Gruppen wie Migrantinnen und Migranten oder ältere Lernende zu häufig außen vor. Citizenship Education in der Erwachsenenbildung, welche den inhaltlichen Schwerpunkt des GRALE 5 bildet, wird eine zentrale Rollebeim Erreichen der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 sowie in der Adressierung globaler Herausforderungen wie der Digitalisierung zugeschrieben.
4. Weltbericht zur Erwachsenenbildung
Weltweit haben zu wenige Erwachsene Zugang zu Bildung. Außerdem sind die Möglichkeiten, an Bildungsprogrammen teilzunehmen, ungleich verteilt. Zu diesem Schluss kommt der 4. UNESCO-Weltbericht zur Erwachsenenbildung. Auf der Grundlage von Daten aus 159 Ländern analysiert er Chancengerechtigkeit und Inklusion in der Erwachsenenbildung.
Um mehr Erwachsenen Zugang zu hochwertiger Bildung zu geben und die Ziele der Agenda Bildung 2030 zu erreichen, formuliert der UNESCO-Bericht folgende Empfehlungen:
- Entwicklung eines neuen Verständnisses von Erwachsenenbildung unter Einbezug der drei Bereiche Grundbildung, berufliche Weiterbildung und gesellschaftspolitische Bildung;
- Entwicklung politischer Konzepte zur Steigerung einer chancengerechten Teilnahme an Erwachsenenbildung;
- Erhöhung der Investitionen von Regierungen, Arbeitgebern und weiteren Akteuren;
- Anerkennung und Kommunikation der sozialen und wirtschaftlichen Vorteile von Erwachsenenbildung;
- Ausbau der Datenerhebung für Erwachsenenbildung.
3. Weltbericht zur Erwachsenenbildung
Der dritte Weltbericht zur Erwachsenenbildung ist im September 2016 erschienen und befasst sich mit der Implementierung und dem Monitoring des Belém Framework for Action. Des Weiteren werden die Bezüge der Erwachsenenbildung zu den Bereichen Gesundheit, Arbeit und Soziales herausgestellt, globale Trends in der Erwachsenenbildung skizziert und die Relevanz der Erwachsenenbildung für die Agenda Bildung 2030 verdeutlicht.
UNESCO-Institut für Lebenslanges Lernen (UIL)
Das UNESCO-Institut für Lebenslanges Lernen (UIL) in Hamburg ist ein internationales Forschungs-, Trainings-, Informations- und Dokumentationszentrum der UNESCO. Der Fokus des Instituts liegt im Bereich der Erwachsenenbildung. Insbesondere konzentriert sich seine Arbeit auf die Themen Alphabetisierung, non-formale Bildung und Lernmöglichkeiten für marginalisierte und benachteiligte Gruppen. Das UIL hilft UNESCO-Mitgliedstaaten beim Aufbau lokaler und nationaler Kapazitäten und fördert Netzwerke und Partnerschaften im Bildungsbereich.