Bildung für alle
UNESCO-Weltbildungsbericht 2011
Der UNESCO-Weltbildungsbericht 2011 steht unter dem Titel "Die unbeachtete Krise: Bewaffneter Konflikt und Bildung".
8 Millionen der weltweit 67 Millionen Kinder, die keine Schule besuchen, leben in Ländern in Konfliktsituationen. Bewaffnete Konflikte nehmen diesen Kindern ihre Zukunft. Das ist das Fazit des UNESCO-Weltbildungsberichts 2011. Sexuelle Gewalt, gezielte Angriffe auf Schulen und weitere Menschenrechtverletzungen gefährden die Bildung von Kindern.
Der Bericht warnt, dass die internationale Gemeinschaft die im Jahr 2000 vereinbarten Ziele im Rahmen der Initiative "Bildung für alle" nicht erreichen wird. Trotz vieler Fortschritte werden die meisten Ziele deutlich verfehlt, insbesondere in Regionen mit dauerhaften Konflikten. Der Bericht kritisiert, dass Bildung der am stärksten vernachlässigte Bereich im unterfinanzierten System humanitärer Hilfe ist.
Schulen und Kinder in der "Schusslinie"
Zwischen 1999 und 2008 waren 35 Länder von Konflikten betroffen. Lehrkräfte, Kinder und Schulen geraten immer wieder in die "Schusslinie" von Konfliktparteien und werden als legitime Ziele betrachtet. Allein in Afghanistan wurden 2009 mindestens 613 Schulen angegriffen, im Vergleich zu 347 im Jahr 2008. Im Nordjemen wurden 2009 und 2010 bei Kämpfen zwischen Regierungskräften und Rebellen 220 Schulen zerstört, beschädigt oder geplündert.
Der Bericht mahnt, dass obwohl bewaffneter Konflikt in vielen Weltregionen ein Hindernis für gesellschaftliche Entwicklung ist, die Auswirkungen von Konflikten für die Bildung weitgehend ignoriert werden. Er dokumentiert die Ausmaße der unbeachteten Krise, identifiziert Ursachen und macht Vorschläge für Veränderungen.
796 Millionen Analphabeten weltweit
Der Bericht zeigt, dass einige Entwicklungsländer in den letzten Jahren zahlreiche positive Fortschritte in der Bildung gemacht haben. Besuchten im Jahr 2000 noch rund 106 Millionen Kinder im Grundschulalter keine Schule, ging die Zahl bis 2008 auf 67 Millionen Kinder zurück. Doch die Veränderungen erfolgen zu langsam, um das Ziel der Grundschulbildung für alle Kinder bis 2015 zu erreichen. Trendanalysen rechnen damit, dass die Zahl der Kinder ohne Bildung bis zum Jahr 2015 wieder auf rund 72 Millionen steigen wird, wenn nicht mehr getan wird.
Will die internationale Gemeinschaft das Ziel der universellen Grundschulbildung erreichen, müssen laut Bericht bis 2015 weitere 1,9 Millionen Lehrkräfte angestellt werden, mehr als die Hälfte davon in Subsahara-Afrika. Trotz zahlreicher Fortschritte sind auch die Geschlechterdisparitäten nach wie vor tief in Bildungssystemen verankert – in Somalia kommen beispielsweise auf 100 Jungen in der Schule nur 55 Mädchen. Auch die Anzahl der erwachsenen Analphabeten ist weiterhin hoch, 796 Millionen Menschen können nicht lesen und schreiben, davon sind fast zwei Drittel Frauen.
Jährlich fehlen 16 Milliarden Dollar für Bildung
Die Gebergemeinschaft hat bislang ihr im Jahr 2000 eingegangenes Versprechen nicht eingelöst, betont der Bericht. Danach soll kein Land, das sich dem Ziel "Bildung für alle" verpflichtet hat, wegen fehlender Finanzmittel scheitern. Zwar hat sich ab 2002 die internationale Hilfe für Grundbildung fast verdoppelt und dazu beigetragen, dass wichtige Fortschritte erzielt wurden. Doch seit 2008 stagnieren die Hilfsleistungen. Der Bericht schätzt die Finanzierungslücke derzeit auf 16 Milliarden US-Dollar jährlich für 46 einkommensschwache Länder, um das Ziel "Bildung für alle" zu erreichen.
In 21 der ärmsten Länder der Welt sind die Ausgaben für das Militär höher als für die Grundbildung, kritisiert der Bericht. Wenn diese Länder ihr Militärbudget um 10 Prozent reduzieren würden, könnten sie insgesamt rund 9,5 Millionen Kindern zusätzlich einen Zugang zur Schule ermöglichen. Wenn reiche Länder den Gegenwert ihrer Militärausgaben sechs Tage lang in die Grundbildung in den armen Ländern investieren würden, könnten sie die derzeitige Finanzierungslücke in Höhe von 16 Milliarden US-Dollar schließen und die Einschulung aller Kinder weltweit bis 2015 erreichen.