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Internationales Jahr der Grundlagenforschung 2022

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat am 2. Dezember das Jahr 2022 zum „Internationalen Jahr der Grundlagenforschung für nachhaltige Entwicklung“ erklärt. Sie folgt einer Empfehlung der UNESCO-Generalkonferenz, die sich 2019 dafür ausgesprochen hatte, die Bedeutung der Grundlagenforschung durch ein Internationales Jahr zu ehren.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen betonte beim Beschluss des Internationalen Jahres, dass „Anwendungen der Grundlagenwissenschaften für Fortschritte in Medizin, Industrie, Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Energieplanung, Umwelt, Kommunikation und Kultur von entscheidender Bedeutung sind“.

Von der Erfindung des Lasers zur Aufstellung der allgemeinen Relativitätstheorie, welche beispielsweise die Entwicklung des GPS ermöglichte, finden sich viele Beispiele für die Errungenschaften, zu denen die Grundlagenforschung führte. Ein Musterbeispiel für den Einfluss der Grundlagenforschung auf gesellschaftlichen Wandel ist der Transistor. Das erste Transistorradio der frühen 1950er Jahre war das Ergebnis von fast 50 Jahren Grundlagenforschung in öffentlich geförderten Laboren. Es folgte der Computerchip, die erste integrierte Schaltung. Seitdem hat die Miniaturisierung integrierter Schaltkreise die Herstellung immer kleinerer mechanischer, elektronischer und optischer Geräte ermöglicht: In den heutigen Smartphones kommen Millionen winziger Transistoren zum Einsatz, um komplexe Prozesse durchzuführen.

Logo des Internationalen Jahres

Mit dem Internationalen Jahr wollen die Vereinten Nationen dazu beitragen, dass Industrie- wie auch Entwicklungsländer ihre Kapazitäten der Grundlagenforschung weiter ausbauen, um Lebensstandards zu erhöhen und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Nach Angaben des UNESCO-Instituts für Statistik auf Basis einer Erhebung für 86 Staaten unterscheidet sich der Anteil der inländischen Forschungsausgaben für die Grundlagenforschung von Land zu Land stark. Einige Länder geben weniger als 10 Prozent ihrer Forschungsausgaben für die Grundlagenwissenschaften aus, andere mehr als 30 Prozent.

Die Grundlagenforschung verzeichnet breite Erfolge: Laut der Weltgesundheitsorganisation erkranken immer mehr Menschen weltweit an Diabetes. Dank Laborstudien über die Möglichkeiten der Manipulation von Genen zur Herstellung spezifischer Proteinmoleküle sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heute in der Lage, ein gewöhnliches Bakterium, Escherichia coli, genetisch so zu verändern, dass es synthetisches menschliches Insulin produziert. 

In der Chemie legt die Grundlagenforschung heute den Grundstein für „grüne“ Anwendungen, darunter unschädliche Alternativen zu giftigen Chemikalien und Lösungsmitteln, energieeffizientere chemische Prozesse und biologisch abbaubare Chemikalien und Abfälle. Ein weiteres Beispiel ist das Material Graphen, welches erstmals im Jahr 2004 isoliert wurde. Es ist ultraleicht und viel stärker als Stahl, dabei aber extrem flexibel. Es bietet unzählige potenzielle Anwendungen in der Industrie.

Im Dezember 2021 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Resolution A/RES/76/14. Darin betont sie die zentrale Bedeutung der Grundlagenforschung für die Erreichung der Agenda 2030. Die 2019 veröffentlichte UNESCO-Resolution 40 C/76 ist der Höhepunkt einer vierjährigen gemeinschaftlichen Anstrengung unter der Leitung der International Union of Pure and Applied Physics, an der auch das CERN und 25 weitere internationale wissenschaftliche Verbände und Forschungseinrichtungen aus aller Welt unter der Schirmherrschaft der UNESCO beteiligt waren.

Die UNESCO übernimmt die Federführung für das Internationale Jahr der Grundlagenforschung und veranstaltet am 30. Juni und 1. Juli 2022 eine Eröffnungskonferenz. Bis zum 30. Juni 2023 organisiert die UNESCO gemeinsam mit  Partner*innenorganisationen aus verschiedenen Ländern Veranstaltungen rund um die Grundlagenforschung. Unter den Mitveranstalter*innen finden sich über 90 nationale und internationale Akademien, Fachgesellschaften, wissenschaftliche Netzwerke, Forschungszentren und Universitäten.