UNESCO-Geopark Muskauer Faltenbogen / Łuk Mużakowa
Ein Amphitheater aus Moränen quer zur Neisse
Im Länderdreieck Brandenburg – Sachsen – Polen liegt der Muskauer Faltenbogen aus der Luft gesehen wie ein großes Hufeisen in der Landschaft. In der Eiszeit „zerdrückte“ der Muskauer Gletscher den Untergrund und türmte die Erdmassen vor sich auf. Der Faltenbogen ist eine „Stauchendmoräne“ – sozusagen der Fußabdruck eines eiszeitlichen Gletschers. Der Muskauer Faltenbogen gilt als eines der weltweit besten großflächigen Beispiele für die Verformung des Untergrunds durch Gletscher. Mit ihrem gut ausgebauten Rad- und Wanderwegenetz bietet die Landschaft des Faltenbogens einen hervorragenden Einblick über den Formenreichtum einer eiszeitlichen Landschaft.
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Der Muskauer Faltenbogen entstand in der Eiszeit vor 350.000 Jahren. Damals lag Mitteleuropa bis zur Linie Hamburg – Berlin – Krakau unter einer rund 3.000 Meter mächtigen Eisdecke, ähnlich wie heute Grönland. Aus dieser Eismasse stach in der Gegend von Bad Muskau plötzlich ein „kleiner“ Gletscher (20 Kilometer breit und lang und bis zu 500 Meter dick) hervor. Er „zerdrückte“ und stauchte den Untergrund bis in eine Tiefe von 300 Metern und türmte die Erdmassen vor sich auf - eine Stauchendmoräne, der Muskauer Faltenbogen. Durch die Stauchung gelangten viele tiefliegende Gesteine und Minerale an die Oberfläche, zum Beispiel Braunkohle, Glassande, hochwertige Tone für Buntgeschirr, Ziegel und Industriekeramik sowie Alauntone, aus denen zahlreiche Mineralquellen hervorsprudeln. Deshalb entwickelte sich hier zwischen 1840 und 1970 eine Rohstoffe gewinnende und verarbeitende Industrie. Dazu gehören unter anderem etwa 80 Braunkohlengruben im Unter- und Übertagebergbau, mehr als 30 Glashütten und eine deutschlandweit bedeutende keramische Industrie. Heute ist der Faltenbogen eine Altbergbaulandschaft voller Gewässer und ein waldreicher Naturraum mit bedeutender ökologischer Vielfalt.
„Wir wollen Landschaft und Kultur auf reizvolle und eindrucksvolle Weise miteinander verbinden.”
Nancy Sauer, Leiterin der Geschäftsstelle des Geoparks Muskauer Faltenbogen
2006 wurde der Faltenbogen als Nationales Geotop und „Nationaler GeoPark Deutschland" ausgezeichnet. 2011 folgte die Aufnahme als deutsch-polnischer Geopark in das Europäische Geopark Netzwerk (EGN) und die Anerkennung als Globaler Geopark – 2015 dann durch die UNESCO.
Die Faltenbogenlandschaft bietet beim Wandern oder Radfahren auf einem gut ausgebauten Wegenetz einen hervorragenden Einblick über den Formenreichtum einer eiszeitlichen Landschaft. Man sieht zum Beispiel Geschiebemergelfelder, auf denen die Steine beim Pflügen stets aufs Neue „wachsen“, Niederungen mit Mooren, getrennt durch trockene Hochflächen, Trockentäler, die auf die Neiße zulaufen, Sölle, Findlinge, eine Vielzahl von Quellen und anderes mehr. Die Babina-Quellen in Łęknica suchen in Europa ihresgleichen. Im Badepark des Weltkulturerbes Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau werden die eisenreichen Mineralquellen noch heute zu Kurzwecken genutzt.
Mitten durch die sandige Landschaft des UNESCO-Geoparks Muskauer Faltenbogen fließt die Neiße – dabei schneidet sie sich bis zu 30 Meter ein, was für das Flachland durchaus ungewöhnlich ist. Verbunden werden Brandenburg und Polen durch die Neißetalbrücke, die unter anderem im Rahmen des Geoparks initiiert wurde. Ein Informationszentrum am Rand des Braunkohletagebaus Nochten im Geopark ermöglicht einen eindrucksvollen Blick in die Grube und auf die 600 Meter lange Förderbrücke. Das Geopark-Informationszentrum im Schullandheim Jerischke, der Aussichtsturm am Felixsee, der Lausitzer Findlingspark Nochten, die Muskauer Waldeisenbahn und vieles mehr erwarten die Besucherinnen und Besucher.
Fakten
- Jahr der Anerkennung: 2015
- Bundesländer: Brandenburg, Sachsen plus die Woiwodschaft Lubuskie in Polen
- Größe: etwa 580 km²
- Webseite: www.muskauer-faltenbogen.de
Ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung
Im Gebiet des UNESCO-Geoparks Muskauer Faltenbogen leben rund 80.000 Einwohner. Der Süden gehört zum Siedlungsgebiet der Lausitzer Sorben, einer ethnischen Minderheit mit eigener Sprache und Volkskultur. Der Geopark zielt darauf ab, natürliche Ressourcen zu erhalten, Kulturgüter zu schützen und die Bergbaufolgelandschaft in ihrer Entwicklung zu unterstützen – dies geht Hand in Hand mit der Entwicklung des Tourismus in der Region. Der Geopark ist somit eine wichtige Plattform, um die Identität der Region zu stärken und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen.
Der UNESCO-Geopark zeichnet sich folglich durch drei besondere Merkmale aus: die landschaftlich sehr schön ausgebildete Stauchendmoräne mit einer natürlich definierten Grenze, die Bergbaufolge- und Kulturlandschaft, die aus 130 Jahren Bergbauentwicklung entstanden ist, sowie eine große Anzahl schützenswerter Denkmäler der belebten und der unbelebten Natur – wie zum Beispiel seltene Vorkommen an Tieren und Pflanzen und einzigartige geologische Aufschlüsse. Vor diesem Hintergrund vermitteln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Geoparks wichtige gesellschaftliche Fragestellungen: Vom natürlichen und dem anthropogenen Klimawandel über Rohstoffnutzung hin zur Renaturierung historischer Bergbaureviere.
Internationale Partnerschaften
Der deutsch-polnische UNESCO-Geopark Muskauer Faltenbogen ist der einzige grenzüberschreitende UNESCO-Geopark in Deutschland und einer von derzeit weltweit vier UNESCO-Geoparks auf zwei Seiten einer internationalen Grenze. Aktuell wird die Gründung eines deutsch-polnischen kommunalen Zweckverbandes in der Form eines EVTZ (Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit) vorbereitet.