UNESCO-Welterbe Archäologische Landschaft der Sassaniden in der Region Fars
Verbindung kultureller Tradition mit architektonischer Innovation
Als serielles Welterbe umfasst die archäologische Landschaft der Sassaniden acht Stätten in Firuzabad, Bischapur und Sarvestan im Süden der iranischen Provinz Fars. Sie wurde aufgrund ihrer außergewöhnlichen architektonischen und kulturellen Bedeutung in die Welterbeliste aufgenommen.
Die archäologischen Stätten in Fars stammen überwiegend aus der Gründungszeit des Sassanidenreiches, das von 224 bis 651 n. Chr. bestand. Die neue Welterbestätte umfasst in Firuzabad das militärische Hauptquartier des Gründers der Dynastie, Ardaschir I., und gleichzeitig die erste Hauptstadt des Reiches, mehrere bedeutende Felsreliefs des Gründers sowie den Ardaschir-Palast. Westlich von Shiras befinden sich die archäologischen Überreste der Stadt Bischapur, die von seinem Nachfolger Schapur I. gegründet wurde, weitere Felsreliefs sowie zwei Festungen. Ferner befindet sich in Sarvestan ein Tempel aus der Spätzeit des Reiches, der vom Übergang der sassanidischen und islamischen Epoche im 7. und 8. Jahrhundert zeugt.
Fakten
- Aufnahmejahr: 2018
- Staaten: Iran (Islamische Republik)
- Art der Stätte: Kulturerbe
- Erfülltes Aufnahmekriterium: (ii), (iii), (v)
- Website des UNESCO-Welterbezentrums
Vielfältige kulturelle Einflüsse
Die archäologische Landschaft zeugt vom Einfluss der kulturellen und rituellen Traditionen der Vorgängerreiche der Achämeniden und Parther sowie ihrer architektonischen und künstlerischen Ansätze. Dies wird z. B. eindrucksvoll an den Feslreliefs der Könige verdeutlicht. Auch sind Einflüsse zeitgenössischer römischer Kunst und Stadtplanungin Bischapur zu erkennen. Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist die Fortführung und Weiterentwicklung innovativer Methoden in der Architektur über die gesamte Zeit des Sassanidenreiches bis zur islamischen Epoche. In dieser Zeit wurden grundlegende Standards der Nutzung von Stein und Gips als Baumaterialien und in der Umsetzung bestimmter Bau- und Dekorationsformen entwickelt. Die verschieden kulturellen Einflüsse trugen somit wesentlich zur Entwicklung der Architektur und des Städtebaus in der Region Fars bei (Aufnahmekriterium ii).
Die architektonischen und städteplanerischen Eigenschaften der archäologischen Landschaft stellen die kulturellen Traditionen der Sassaniden dar (Aufnahmekriterium iii). Sie zeigen die Legitimation und Hierarchie von Macht sowie rituelle Zeremonien der Ära auf. Eine der wichtigsten Traditionen ist der Bau religiöser quadratischer Kuppelbauten, sog. Tschahar Taq (Vierbogenbau), die unmittelbar von der Ausbreitung und Stabilisierung des Zoroastrismus in der sassanidischen Epoche zeugen. Dieser Baustil ist auch später in Moscheen der islamischen Epoche vorzufinden.
Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2018
“Overall the Sassanid Archaeological Landscape of Fars Region is an outstanding example of the traditional land-use of Fars region where water management plays a fundamental role, and in which the Sassanian foundation of inhabited settlements and monumental architectures integrates itself in the landscape with a strong imprint.”
„Insgesamt ist die Archäologische Landschaft der Sassaniden in der Region Fars ein außergewöhnliches Beispiel für die traditionelle Landnutzung in der Region, in der das Wassermanagement eine grundlegende Rolle spielt. Die von den Sassaniden gegründeten Siedlungen und die monumentale Architektur sind in die Landschaft integriert und prägen diese wesentlich.“
Integration in die natürliche Umgebung
Die Welterbestätte ist darüber hinaus ein herausragendes Beispiel eines effizienten Landnutzungssystems und der Einbindung in die natürliche Topographie sowie der Entstehung von Kulturlandschaften in der sassanidischen Zivilisation. Die Verwendung lokaler Baumaterialien und die optimale Nutzung der durch Berge, Ebenen und Flüsse gekennzeichneten Topographie trugen zur Entstehung diverser städtischer Strukturen, Palästen, Festungen, Gebäuden und anderen relevanten Monumenten bei. Die Stätte zeugt somit in besonderer Weise von der typischen kulturellen Bodennutzung und der Wechselwirkung von Mensch und Umwelt (Aufnahmekriterium v).
Porträtserie
Im Rahmen der 42. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees 2018 in Manama, Bahrain, wurden 19 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Kultur- und Naturerbes der Menschheit.