Qinghai Hoh Xil
Ort der Superlative
Größtes, höchstes und jüngstes Plateau der Welt – in seiner 41. Sitzung hat das Welterbekomittee die Naturerbestätte Qinghai Hoh Xil für ihre außergewöhnliche Naturschönheit und die biologische Vielfalt der Flora und Fauna des Hochplateaus in die UNESCO-Welterbeliste eingeschrieben.
Faktenbox
- Aufnahmejahr: 2017
- Staaten: China
- Art der Stätte: Naturstätte
- Erfüllte Aufnahmekriterien: (vii) (x)
- Webseite des UNESCO-Welterbezentrums
Die Welterbestätte befindet sich im Nordosten des Qinghai-Tibet-Plateaus und umfasst über 3,7 Millionen Hektar alpiner Berglandschaften und Steppen. Über 4.500 Meter über dem Meeresspiegel gelegen ist die Region von einem frostigen Klima mit Durchschnittstemperaturen unter 0° Celsius geprägt. Dieses Klima in Verbindung mit im Gang befindlichen geologischen Prozessen formt eine Naturlandschaft von außergewöhnlicher Schönheit, bestimmt durch die Gegensätze zwischen schneebedeckten Bergen und mit Polsterpflanzen bedeckten Ebenen ebenso wie durch eine Vielzahl von Gletscherflüssen und -seen (Kriterium vii).
Die besonderen klimatischen und geografischen Konditionen sind verantwortlich für eine einzigartige Biodiversität mit einem hohen Niveau endemischer Flora und Fauna (Kriterium x). So kommen mehr als ein Drittel der Pflanzen- und 60 % der Säugetierarten nur in dieser Region vor. Qinghai Hoh Xil ist unter anderem Heimat für Braunbären, Wölfe, wilde Yaks, Kiangs (Tibet-Wildesel) und die auch als Tschiru bekannte Tibetantilope. Insbesondere für die Spezies der Tibetantilope ist der Schutz und Erhalt von Qinghai Hoh Xil von besonderer Bedeutung, da die Region Großteile ihrer jährlichen Wanderrouten umfasst sowie 80 % ihrer Kalbungsgebiete.
Kulturelle Werte der Naturstätte
Die Natur des Qinghai-Tibet-Plateaus profitiert von einer relativen Unberührtheit durch den Menschen. Traditionelle Weidewirtschaft wird seit langem in geringem Umfang und vor allem im Einklang mit dem besonderen Ökosystem Qinghai Hoh Xils betrieben. Die Region besitzt nicht nur auf Grund dieser traditionellen Bewirtschaftungsform eine kulturelle Bedeutung, die Natur ist auch Teil der lokalen spirituellen Bräuche. Berge, Höhlen und andere Orte gelten als heilig oder sind wichtige Gebetsstätten. Die für Naturstätten zuständige Beraterorganisation IUCN ruft in ihrer Bewertung der Stätte explizit dazu auf, die kulturellen und spirituellen Werte der Welterbestätte entsprechend anzuerkennen und in Managementstrategien einfließen zu lassen.
Gefährdung durch Infrastruktur und Klimawandel
Trotz dieser relativen Unberührtheit ist die Welterbestätte Qinghai Hoh Xil nicht völlig abgeschnitten von Entwicklungen in den umgebenden Regionen. Ein Verkehrskorridor mit Schnellstraße und Eisenbahnlinie führt über das Plateau in die autonome Region Tibet und liegt in der Welterbestätte beziehungsweise teilweise deren Pufferzone. Vor dem Hintergrund der Wanderungsbewegungen der in Qinghai Hoh Xil lebenden Tierarten, insbesondere der Tibetantilope, stellt der Verkehrskorridor eine Gefährdung des Tierbestandes und somit der Artenvielfalt dar. Mit Unterführungen für die Tiere sowie punktuellen Sperrungen der Straße während der Hauptmigrationszeiten der Antilopen wird versucht, die negativen Auswirkungen auf die Fauna möglichst gering zu halten. Derartige Maßnahmen, auch wenn diese aktuell als effektiv bewertet werden, bedürfen eines kontinuierlichen Monitorings.
Die wohl größte Gefährdung der Welterbestätte stellt inzwischen jedoch der Klimawandel dar. In den letzten Jahren wurden in der Region deutliche Steigerungen der Durchschnittstemperaturen wie auch der Niederschlagsmengen gemessen. Während sich die dadurch bedingte Bildung von weiteren Seenlandschaften kurzfristig durchaus günstig auf den Lebensraum diverser Tierarten auswirkt, sind die Langzeitfolgen dieser Veränderungen noch nicht abzusehen und bedürfen kontinuierlicher Forschung und Beobachtung.
Porträtserie
Im Rahmen der 41. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Juli 2017 in Krakau wurden 21 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Erbes der Menschheit, dessen Erhaltung und Pflege sich die internationale Staatengemeinschaft 1972 mit dem "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" verschrieben hat.
Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2017
"With its sweeping vistas and stunning visual impact, this harsh and uninhabited wild landscape seems like a place frozen in time. Yet it is a place that illustrates continually changing geomorphological and ecological systems."
"Diese raue und unbewohnte, wilde Landschaft mit ihren weiten Ausblicken und beeindruckenden visuellen Effekten wirkt wie ein Ort, der in der Zeit eingefroren ist. Dennoch ist es ein Ort, der ständig verändernde geomorphologische und ökologische Systeme veranschaulicht."