UNESCO-Welterbe Chaîne des Puys - Tektonikarena der Limagne-Verwerfung
Kontinentaldrift und geologische Prozesse auf kleinem Raum
Als Zeugnis der Kontinentaldrift und der Zusammenhänge zwischen verschiedenen geologischen Prozessen wurde die Chaîne des Puys – Tektonikarena der Limagne-Verwerfung 2018 auf der 42. Sitzung des Welterbekomitees in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Sie ist nun eine der vier Naturstätten von Frankreichs insgesamt 44 Stätten auf der Welterbeliste. Neben der Stätte „Golf von Porto: Calanche von Piana, Golf von Girolata und Scandola-Reservat“ auf Korsika ist sie die einzige Naturerbestätte Frankreichs außerhalb der französischen Überseegebiete.
Fakten
- Aufnahmejahr: 2018
- Staaten: Frankreich
- Art der Stätte: Naturstätte
- Erfüllte Aufnahmekriterien:
(viii) - Webseite des UNESCO-Welterbezentrums
Die Chaîne des Puys – Tektonikarena der Limagne-Verwerfung liegt in Zentralfrankreich im Regionalen Naturpark Volcans d’Auvergne. Sie ist insbesondere durch die malerische Kette der Vulkankegel der Chaîne des Puys und deren bekanntem Wahrzeichen Puy de Dôme geprägt. Die ruhenden Vulkane sind die jüngsten geologischen Erscheinungen, die in dieser Region von der Kontinentaldrift, oder auch Bewegung der Erdteile, zeugen. Sie sind erst vor 95.000 bis 8.400 Jahren entstanden. Die geologische Stätte ist ein repräsentatives Segment des Westeuropäischen Riftsystems, das sich nach der Entstehung der Alpen vor 35 Millionen Jahren bildete.
Die geologischen Merkmale der Stätte umfassen das erodierte Plateau des Dômes, ein Relikt der variskischen Gebirgsbildung vor 350 Millionen Jahren, auf dem sich heute die Chaîne des Puys erstreckt, und den 30 km langen Geländeeinbruch, die Limagne, die von der Kontinentalverschiebung, Absenkung und Sedimentation vor 37 bis 25 Millionen Jahren zeugt. Letztere führte auch zur Entstehung der Alpen. Die Limagne-Verwerfung verläuft parallel zur gleichnamigen Tiefebene und trennt diese von der Chaîne des Puys. Das dritte wesentliche Merkmal der Stätte ist das umgekehrte Relief des Montagne de la Serre, das auf anschauliche Weise von der Horstbildung vor 3 Millionen Jahren zeugt.
Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2018
The property is an exceptional illustration of the phenomenon of continental break-up. It presents a coincident view of all the representative processes of continental break-up and reveals their intrinsic links.
Die Stätte veranschaulicht das Phänomen der Kontinentaldrift in herausragender Weise. Sie vereint alle charakteristischen Prozesse dieses Phänomens und zeigt deren intrinsische Zusammenhänge auf.
Beispielhafter Schauplatz der Kontinentaldrift
Der außergewöhnliche universelle Wert der Chaîne des Puys – Tektonikarena der Limagne-Verwerfung besteht somit in der Veranschaulichung geologischer Prozesse bei der Entwicklung von Landschaftsformen (Kriterium viii). Anhand der geologischen Merkmale der Stätte wird sichtbar, wie die kontinentale Kruste aufgebrochen ist, sodass Magma aufsteigen konnte und die Oberfläche angehoben hat.
Kontinentaldrift ist ein grundlegendes erdgeschichtliches Phänomen, welches Aufschluss über die aktuelle Zusammensetzung der Ozeane und Kontinente sowie ihrer vergangenen und zukünftigen Bewegungen gibt. Die Chaîne des Puys – Tektonikarena der Limagne-Verwerfung veranschaulicht das kontinentale Rifting, eine der fünf Hauptstufen der Plattentektonik, in herausragender Weise. Die Stätte vereint alle charakteristischen Prozesse der Kontinentaldrift und zeigt deren intrinsische Zusammenhänge auf. Die geologischen Formationen und ihre spezifische Anordnung verdeutlichen diesen globalen Prozess und dessen Auswirkungen auf die Landschaft. Aufgrund der Dichte und Vollständigkeit der unterschiedlichen geologischen Phänomene, die auf vergleichsweise kleinem Raum beobachtet werden können, ist die Chaîne des Puys – Tektonikarena der Limagne-Verwerfung von weltweiter Bedeutung und seit dem 18. Jahrhundert ein bedeutendes Forschungsgelände für das Gesamtverständnis geologischer Phänomene.
Erdgeschichte erfahrbar machen – Welterbe und UNESCO Global Geoparks
Geologische Welterbestätten wie Mistaken Point in Kanada, Stevns Klint in Dänemark oder die Barberton Makhonjwa-Berge in Südafrika stellen außergewöhnliche Beispiele der Hauptstufen der Erdgeschichte, der Entwicklung des Lebens und wesentlicher im Gang befindlicher geologischer Prozesse dar. Im Rahmen des 2015 geschaffenen Programms der UNESCO Global Geoparks werden darüber hinaus weitere besondere geologische Stätten ausgezeichnet. UNESCO Geoparks sind Regionen mit bedeutenden Fossilfundstellen, Höhlen, Bergwerken oder Felsformationen. Sie machen die Erdgeschichte für Besucher und die lokale Bevölkerung erfahrbar. Als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung arbeiten sie zudem an tragfähigen Zukunftsoptionen für die Landschaft der Region und greifen globale gesellschaftliche Herausforderungen auf, wie die Endlichkeit natürlicher (vor allem geologischer) Ressourcen und den Klimawandel.
Porträtserie
Im Rahmen der 42. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees 2018 in Manama, Bahrain, wurden 19 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Kultur- und Naturerbes der Menschheit. Zur Porträtserie