UNESCO-Weltdokumentenerbe Lorscher Arzneibuch

Ärztliche Behandlung als Gebot der Nächstenliebe

Das Lorscher Arzneibuch ist das älteste medizinische Buch des abendländischen Mittelalters. Es entstand Ende des 8. Jahrhunderts in der südhessischen Benediktinerabtei Lorsch (seit 1991 UNESCO-Weltkulturerbe) und ist heute Teil der Handschriftensammlung der Staatsbibliothek Bamberg. Es gelangte vor 1.000 Jahren durch Kaiser Heinrich II. nach Bamberg und ist als Volldigitalisat öffentlich zugänglich.

Illustration Weldokumentenerbe

Als ein herausragendes Dokument frühmittelalterlicher Klostermedizin ist das Arzneibuch im Juni 2013 in das UNESCO-Register des Weltdokumentenerbes aufgenommen worden. Die medizinisch-pharmazeutische Handschrift ist von hoher kultur- und wissenschaftsgeschichtlicher Bedeutung. Sie ist als Nachschlagewerk und einführendes Lehrbuch angelegt und versammelt auf 150 Seiten medizintheoretische und -praktische Schriften in lateinischer Sprache. Der Hauptteil besteht aus 482 Arzneimittelrezepten. Nachträge und althochdeutsche Randbemerkungen zeugen von intensiver Benutzung im 9. und 10. Jahrhundert.

Das Buch stellt einen Meilenstein in der Medizingeschichte dar. Es ist ein einzigartiges Zeugnis für die Neubewertung der antiken Medizin im Zuge der karolingischen Renaissance unter Karl dem Großen. Die Erkenntnisse der antiken Medizin werden mit christlichen Glaubensinhalten verbunden. Seither galt die medizinische Behandlung Kranker nicht mehr als unstatthafter Eingriff des Menschen in den Heilsplan Gottes, sondern wurde als Akt christlich gebotener Nächstenliebe verstanden.

Das Lorscher Arzneibuch ergänzt das Ensemble herausragender medizinischer und pharmazeutischer Schriften verschiedener Epochen und Kulturkreise, die bereits früher in das UNESCO-Dokumentenerbe "Memory of the World" aufgenommen worden waren, darunter Dokumente aus Indien, der Türkei, Aserbaidschan, Korea und China.

Fakten

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