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UNESCO legt alarmierende neue Daten über Bedrohungen der Ozeane vor

Wenige Tage vor dem Welttag der Ozeane am 8. Juni hat die UNESCO ihren zweiten „Bericht über den Zustand der Ozeane“ vorgelegt.

Der Bericht der Zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission der UNESCO ist Ergebnis einer Zusammenarbeit mit knapp 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 25 Ländern. Diese umfassende Bewertung bietet einen evidenzbasierten Überblick über Probleme wie die Erwärmung der Ozeane, Anstieg des Meeresspiegels, Verschmutzung, Versauerung, Sauerstoffmangel, blauen Kohlenstoff und Verlust der biologischen Vielfalt. 

Die vielleicht dramatischste Tatsache ist nicht neu, aber leider in der Öffentlichkeit kaum bekannt: Die von der Menschheit emittierten Treibhausgase erwärmen nicht nur die Atmosphäre, sondern auch die Ozeane. Beziehungsweise ist es andersherum: Die Ozeane nehmen 90 Prozent der zusätzlichen Wärme auf, die durch die menschlichen CO2- und Methan-Emissionen entsteht. Der neue UNESCO-Bericht zeigt nun, dass sich die Ozeane doppelt so schnell erwärmen wie noch vor zwanzig Jahren, wobei im Jahr 2023 die Temperatur so schnell anstieg wie seit den 1950er Jahren nicht mehr. 

Hatte sich die Menschheit beim Pariser Klima-Abkommen geeinigt, die globale Erwärmung unter 1,5° oder maximal 2°C über dem vorindustriellen Niveau zu halten, sind die Ozeantemperaturen bereits um durchschnittlich 1,45 °C gestiegen, wobei im Mittelmeer, im tropischen Atlantik und rund um die Antarktis die Temperaturen gebietsweise bereits um durchschnittlich 2 °C gestiegen sind.

Eine Folge davon diktiert die Physik: Wenn sich Wasser erwärmt, dehnt es sich aus. Die Rate des Anstiegs des Meeresspiegels hat sich in den letzten 30 Jahren verdoppelt und beträgt in Summe nun neun Zentimeter.

Seit den 1960er Jahren haben die Ozeane zwei Prozent ihres Sauerstoffs verloren: Dies ist eine weitere Folge der Erwärmung – aber auch der Schadstoffe, die aufgrund industrieller und landwirtschaftlicher Abwässer in die Meere geraten. Besonders betroffen sind die Küstengebiete, wo es in etwa 500 „toten Zonen“ aufgrund des schwindenden Sauerstoffgehalts fast kein Meeresleben mehr gibt.

Die katastrophalen Folgen menschlicher CO2-Emissionen für die Ozeane sind damit nicht abschließend aufgezählt. Über ein Viertel dieser Emissionen fossiler Brennstoffe werden von den Ozeanen absorbiert, und dieser Überschuss an CO2 verändert ihre chemische Zusammensetzung: Seit der vorindustriellen Zeit ist der Säuregehalt der Ozeane laut der Ergebnisse der UNESCO um 30 Prozent gestiegen und wird bis zum Jahr 2100 um 170 Prozent gestiegen sein. Auch hier mit den schwerstwiegenden Folgen an den Küsten: Das Wasser auf Hoher See wird kontinuierlich immer saurer, in den Küstengewässern gibt es aber große Schwankungen zwischen hohem und niedrigem Säuregehalt, was gerade den Nachwuchs von Tieren und Pflanzen überfordert und regelmäßig zu Massensterben führt.

Ein wichtiger Beitrag zur Gesundheit der Ozeane wären Kohlenstoffsenken wie Mangroven, Seegraswiesen und Gezeitensümpfe am oder im Ozean: Sie können bis zu fünfmal mehr Kohlenstoff absorbieren als Wälder an Land. Über die Hälfte aller Länder kümmern sich in ihrer offiziellen Klimapolitik aber bislang nicht um die Wiederherstellung und Erhaltung von solchen marinen Kohlenstoffsenken. 

Die UNESCO kümmert sich um all diese Fragen nicht nur durch die Herausgabe von Zustandsberichten, sondern auch durch praktische Arbeit ihrer Zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission – vom Aufbau von Messnetzen bis zur Tsunami-Frühwarnung. Sie stärkt den Meeresnaturschutz zum Beispiel durch Welterbestätten oder Biosphärenreservate auf dem Meer oder am Meer. Die UNESCO koordiniert die Dekade der Vereinten Nationen für Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung, die von 2021 bis 2030 läuft und damit Dutzende von wissenschaftlichen Kooperationsprogrammen in allen Regionen der Welt, die den Austausch von Daten, die hochauflösende Kartierung des Meeresbodens, die Prävention von Naturkatastrophen und die Suche nach innovativen Lösungen zum Schutz der Ökosysteme miteinander verbinden.