Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe
Sennfelder und Gochsheimer Friedensfeste
Die Friedensfeste in den Gemeinden Sennfeld und Gochsheim gehen auf die Wiedererlangung der Reichsfreiheit und der Rechte auf freie Ausübung protestantischen Glaubens im Jahr 1649 zurück. Sie finden zeitgleich mit der Kirchweih statt. Sie sind die Hochfeste des Jahres in beiden Orten, zu denen viele Einwohner zusammenkommen und Weggezogene zurückkehren. Eine funktionierende Dorfgemeinschaft ist der wichtigste Faktor für den Erhalt der Friedensfeste.
Seit dem 19. Jahrhundert sind Festbeschreibungen mit den wesentlichen Elementen Singen, Musizieren und Predigen überliefert. Heute verlaufen die Festlichkeiten über mehrere Tage. In Sennfeld wird am Kirchweihsamstag eine rund 30 Meter hohe Kiefer von „Planburschen“ und Männern per Hand vor der Pfarrkirche aufgestellt. Sonntags folgen Gottesdienst, „Planrede“ und „Plantanz“.
Zunächst tanzen die Planburschen mit Kindern, dann mit ihren jeweiligen „Planmädchen“ und schließlich dürfen auch alle weiteren Festbesucher auf die Tanzfläche. In fränkischer Festtagstracht werden traditionelle Rundtänze wie Walzer, Rheinländer, Schottisch und Dreher getanzt. Auch Montagnachmittag wird bis in die Nacht getanzt, diesmal gekleidet in Gehrock und Zylinder. Am Dienstag werden „Ständele“ vor den Häusern des Pfarrers, des Bürgermeisters und der „Planmädchen“ vorgetragen, bevor der Tag mit gemeinsamem „Eierschmalzessen“ beendet wird. Am folgenden Sonntag klingt das Fest mit der „Nachkirchweih“ aus.
"Mit dem Friedensfest in Gochsheim und Sennfeld findet eine jahrhundertalte Tradition ihre Fortsetzung, die in den beiden Gemeinden Identität stiftet, Gemeinschaft fördert und wertvolles Brauchtum erhält."
In Gochsheim unterscheidet sich der Festablauf nur minimal. Hier bringen die Planburschen einen speziellen „Kirchweihkuchen“ mit, der öffentlich aufgehängt wird. Das Tragen einer fränkischen Festtagstracht ist hier nicht üblich.
Die einst strengen Regeln für die Wahl der Planpaare wurden mittlerweile etwas gelockert, nicht zuletzt hinsichtlich der Konfession. Ausgerichtet werden die Feste vom Trachten- bzw. Burschenverein. In den letzten Jahren ist v.a. bei den jüngeren Dorfbewohnern wieder ein steigendes Interesse erkennbar.