Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe
Bergsteigen in Sachsen
Das Bergsteigen in Sachsen bezeichnet eine Praxis, die, den regionalen geologischen Bedingungen des Sandsteins entsprechend, spezifische Techniken und Regeln des Kletterns erfordert sowie Wissen um die naturräumlichen und biologischen Gegebenheiten voraussetzt und vermittelt.
Fakten
- Aufnahmejahr: 2024
- Verbreitung: Sächsische Schweiz und Zittauer Gebirge (Sachsen) und darüber hinaus
- Zentraler Termin: ganzjährig
- Bereich: Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum; mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen; gesellschaftliche Bräuche, Feste und Rituale; traditionelle Handwerkstechniken
Im Vordergrund des Bergsteigens in Sachsen steht das Klettern an freistehenden Felsen in Seilschaften, also im Gruppenverbund mit gegenseitiger Sicherung: Es wird gemeinsam ein Gipfel bestiegen und nacheinander abgeseilt. Wesentlicher Bestandteil der Kulturform ist der Aufenthalt auf dem Gipfel, der unter anderem die Dokumentation der Besteigung in einem Gipfelbuch beinhaltet. Die Gipfelbucheintragungen erfolgen nach den Vorgaben der Kletterregeln sachlich und knapp und reichen oft Jahrzehnte zurück. Sie sind ein verbindendes Element und Zeitdokument der Kulturform und erinnern beim Zurückblättern an Freunde und Bekannte, gemeinsame Erlebnisse und frühere Besteigungen.
Zum Bergsteigen in Sachsen gehören auch die Berghütten und "Boofen", Freiübernachtungsstellen, die traditionell von Kletternden genutzt werden. Beim "Boofen" geht es um ein ganzheitliches Erlebnis, das ein soziales Miteinander im Rahmen eines respektvollen und zurückhaltenden Umgangs mit der Natur ermöglicht. Gemeinschaftsstiftend ist außerdem der Austausch der Erlebnisse untereinander, sei es bei gemeinsamen Hüttenabenden mit Gesprächen und Gesang, bei informellen Bildervorträgen oder in sozialen Medien.
Eigenverantwortung und Kameradschaft sowie die Achtung vor der Natur nehmen einen hohen Stellenwert bei der Ausübung und Pflege der Kulturform ein. Die hierfür notwendigen Kenntnisse, sowie das Wissen und Können rund um die Ausübung des Bergsteigens werden innerhalb Familien, Kletterclubs und in Kursen sowie vor allem innerhalb der Gemeinschaft generationsübergreifend vermittelt. Neben gemeinsamen Unternehmungen engagieren sich die Trägerinnen und Träger der kulturellen Ausdrucksform im Natur- und Ressourcenschutz, in der Pflege von Felsen und Arealen sowie im Risikomanagment.