UNESCO-Biosphärenreservat Schwäbische Alb
Wirtschaft und Tourismus – so nachhaltig wie sonst kaum wo
Das UNESCO-Biosphärenreservat Schwäbische Alb erstreckt sich von der Albhochfläche mit ihren Wacholderheiden über den Albtrauf mit seinen Hang- und Schluchtwäldern bis in dessen Vorland mit weiten Streuobstwiesen. Es repräsentiert somit eine ungemein abwechslungsreiche Landschaft.
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Durch die UNESCO-Auszeichnung ist die Region, die vormals nur als Rand der Stuttgarter Metropolregion galt, selbst ins Zentrum der Öffentlichkeit gerückt. Viele Unternehmen vermarkten Alb-Spezialitäten, das UNESCO-Biosphärenreservat Schwäbische Alb hat über 100 Partnerbetriebe, die in der Partner-Initiative zusammengefasst sind. Diese Betriebe unterwerfen sich strengen Kriterien, die Umweltverträgliches Handeln, Engagement im Naturschutz, Regionale Wirtschaftskreisläufe, Servicequalität und die Informationsvermittlung an Gäste als klar definieret Zielsetzung haben. Die Partner-Initiative im Biosphärengebiet Schwäbische Alb ist eine Erfolgsgeschichte, die maßgeblichen Anteil daran hat, dass 2017 das Biosphärengebiet den Bundeswettbewerb „Nachhaltige Tourismusdestinationen“ gewinnen konnte.
Das UNESCO-Biosphärenreservat Schwäbische Alb wird in Baden-Württemberg gemäß dem Landesnaturschutzgesetz als „Biosphärengebiet“ bezeichnet. Es ist 85.000 ha groß, erstreckt sich auf Teile der Landkreise Reutlingen, Esslingen und Alb-Donau-Kreis und umfasst 29 Gemeinden. Herzstück ist der 2005 aufgegebene Truppenübungsplatz Münsingen, mit knapp 7.000 ha eine der größten unzerschnittenen Flächen Baden-Württembergs. Den „Gutsbezirk Münsingen“ nutzten außer dem Militär in den letzten hundert Jahren nur Schäfer mit über 20.000 Schafen in traditioneller Hütehaltung. Als Folge wird dort auch künftig eine für die Albhochfläche des 19. Jahrhunderts typische Offenlandschaft bewahrt. 2017 fand die erste internationale Schäfertagung im Biosphärengebiet Schwäbische Alb statt.
Vielfalt der Lebensräume
In keinem anderen Biosphärenreservat in Deutschland gibt es eine so hohe Vielfalt der Landschaft, insbesondere Strukturreichtum der Wald- und Offenlandbereiche. Unterschiedliche geologische Gegebenheiten, variierende klimatische Bedingungen sowie eine weit zurückreichende Form traditioneller Landnutzung sind Gründe für diese Vielfalt. Einzigartige Bedeutung besitzen die Hangbuchenwälder am Albtrauf, die Schlucht- und Blockwälder sowie die Steppenheidewälder an den Steilhängen des zergliederten Albtraufs mit seinen Tälern und den Donau-Seitentälern. Diese Wälder haben einen Alleinstellungswert im Vergleich zu anderen Biosphärenreservaten. Im Offenland sind die durch Wanderschäferei entstandenen Wacholderheiden in ihrer Ausprägung als Kalkmagerweiden, Kalkmagerrasen und Trockenrasen eine Besonderheit. Weiterhin beeindrucken die Streuobstwiesen des Albvorlandes. Sie sind mit ihren großen Flächen und dem national vergleichsweise guten Erhaltungszustand als wertvolle Kulturlandschaftselemente von deutschlandweiter Bedeutung. Die hohe Biodiversität der Schwäbischen Alb, sowohl der Flora als auch der Fauna, hängt gerade von der Vielfalt der Lebensräume ab, die durch weitere sehr unterschiedliche Biotopstrukturtypen ergänzt werden.
Fakten
- Jahr der Auszeichnung: 2009
- Bundesland: Baden-Württemberg
- Größe: insgesamt 850 km2 (davon 26,4 km2 Kernzone, 354 km2 Pflegezone)
- Repräsentierter Landschaftsraum: Südwestdeutsches Schichtstufenland, Mittelabschnitt Europäisches Jura
- Webseite: www.biosphaerengebiet-alb.de
Ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Region
Zahlreiche Projekte nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft entstanden bereits im Vorfeld der Beantragung des Biosphärenreservats und werden heute durch ähnliche Initiativen fortgesetzt. Rund 300 Projekte zur nachhaltigen Regionalentwicklung des Landesförderprogramms PLENUM und des Bundesförderprogramms „Regionen aktiv“, mit einer Gesamtinvestition von rund neun Millionen Euro, resultierten in Produkt- und Vermarktungsinnovationen, die heute landesweit bekannt sind. Diese Projekte zeigten der Region, dass sich Naturschutz für den Bürger und die Gemeinden lohnen kann – und mündeten in der Idee für das Biosphärenreservat.
Ein Beispiel ist das Vermarktungsprojekt "Albkorn", an dem sich 40 Landwirte, eine Mühle und neun Bäckereien beteiligen. In ähnlicher Form wurden Projekte zur Förderung der Vermarktung regionaler Säfte, Cidre und Most unterstützt und ein Vermarktungsprojekt für Kernholz auf den Weg gebracht. Immer häufiger werden erfolgreich ökologische Produkte wie Alb-Mozzarella, Albwacholderprodukte, Dinkel- und Emmernudeln oder Albschnecken auf den Markt gebracht. Regionale Märkte und der Bauernhofbrunch "Frühstück mal regional" auf landwirtschaftlichen Betrieben tragen zur Vermarktung der nachhaltig erzeugten Produkte bei, genau wie das "Regionale Regal" für den Einzelhandel oder das "Biosphärenlädle". Derzeit entsteht die naturschutzorientierte Regionalmarke „ALBGEMACHT“ für regionale Produkte mit klaren Erzeugungskriterien sowie konkreten Maßnahmen, die einen verbindlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt auf den landwirtschaftlichen Produktionsflächen leisten.
Einen Schwerpunkt bildet die Förderung eines nachhaltigen Tourismus über die Vermarktungsplattform "Reiseziel Natur", in Zusammenarbeit mit den Tourismusverbänden. Diverse Infozentren und touristische Attraktionen werden bei ihrer Weiterentwicklung unterstützt. Schon in der Vergangenheit entstand die Radwandertour "Albhoftour" mit 16 direkt vermarktenden Betrieben sowie ein Netzwerk von 19 Wanderreitstationen. Es wurde ein Besucherlenkungskonzept für das Biosphärengebiet erarbeitet und ein "Biosphärenbus" fährt Besucher und Einheimische durch das Gebiet. "Biosphärenbotschafter" bieten Landschaftsführungen im Biosphärengebiet an. All dies sind Gründe für den Sieg 2017 beim Bundeswettbewerb "Nachhaltige Tourismusdestinationen".
Zudem gibt es viele Angebote und Projekte des Biosphärengebiets Schwäbische Alb im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung. So haben sich etwa im Arbeitskreis BNE zahlreiche außerschulische Bildungsanbieter zusammengeschlossen, um gemeinsame Veranstaltungen und Fortbildungen anzubieten und ihre Arbeit weiter zu entwickeln.
Das Biosphärenzentrum Schwäbische Alb als Hauptinformationszentrum, beherbergt eine spannende, interaktive Ausstellung, die den Besuchern die Besonderheiten und den Charme der Region aus einem besonderen Blickwinkel zeigt. Die Gäste werfen einen Blick über die Schulter der Schäferin, stehen Aug-in-Aug den Albbüffeln gegenüber, lernen die Langsamkeit der Albschnecken kennen oder amüsieren sich beim Stammtisch über das G’schwätz der Älbler über die Städter.
Jedes Jahr findet im Mai die Biosphären-Woche statt, 2018 bereits zum achten Mal. Hierbei wird begreifbar und erlebbar gemacht, was hinter dem Begriff Biosphärengebiet alles steckt. Besucher haben die Möglichkeit bei über 70 Veranstaltungen im gesamten Gebiet zwischen Reutlingen und Schelklingen sowie zwischen Weilheim/Teck und Zwiefalten die Idee des Biosphärengebiets in vielfältiger Weise zu erfahren. Zahlreiche Entdeckertouren, Naturerlebnisexkursionen und kulturelle Veranstaltungen vermitteln unvergessliche Eindrücke. Betriebe geben Einblick in traditionelle Handwerkskünste. Regionale Märkte und Feste ladendazu ein, Produkte von der Alb kennenzulernen und kulinarische Köstlichkeiten zu genießen. Besondere Sport- und Wellnessangebote bieten Bewegung und Entspannung.