UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee
Ruheplatz für Reisevögel
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Zwischen den Ballungszentren Hamburg, Lübeck und Schwerin liegt das UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee. Der 24 Quadratkilometer große Schaalsee wurde von den Gletschern der letzten Eiszeit geformt und ist einer der tiefsten Seen Deutschlands.
Inseln, Buchten und ausgedehnte Schilfbereiche prägen den Schaalsee. Die große Tier- und Pflanzenvielfalt ist historisch bedingt: Während der deutschen Teilung verlief die innerdeutsche Grenze durch den See, so dass die Natur sich weitestgehend ungestört entwickeln konnte. Heute führen Wander- und Radwege durch Buchen- und Bruchwälder, Moore und Feuchtwiesen, Nutzwälder, Viehweiden und Felder.
Das Gebiet um den Schaalsee wurde im Jahr 2000 als UNESCO-Biosphärenreservat anerkannt und umfasst insgesamt 310 Quadratkilometer. In einigen ungenutzten Kernbereichen darf heute wieder Wildnis entstehen. Diese Gebiete (im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee sind das 6,1 Prozent der Fläche) störungsfrei zu halten, ist ebenso Anliegen des Biosphärenreservates wie die naturverträgliche Regionalentwicklung auf dem überwiegenden Teil der Fläche. Repräsentative Lebensräume für das Weltnetz der Biosphärenreservate sind Buchenwald, kalkreiche Seen und Sümpfe.
Fakten
- Jahr der Anerkennung: 2000
- Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
- Größe: 310 km2 (davon 17,5 km2 Kernzone und 92,6 km2 Pflegezone)
- Repräsentierter Landschaftsraum: Baltisches Buchenwaldareal
- Webseite: www.schaalsee.de
Den Menschen der Region ist es gelungen, die Mecklenburger Landschaft um den Schaalsee vom touristischen Niemandsland zur gefragten Urlaubsregion zu entwickeln. Dabei steht eine nachhaltige Entwicklung stets im Zentrum. Übergeordnetes Ziel ist die Rücksichtnahme auf die Natur, damit dieses Biosphärenreservat weiterhin ein Ruheplatz für Zugvögel bleibt.
Neben der beispielhaften Ausarbeitung eines Rahmenkonzepts für das Biosphärenreservat unter Einbeziehung der Bevölkerung und der erfolgreichen Entwicklung des „Jobmotors-Biosphäre“ ist ein Schwerpunkt die Förderung eines naturverträglichen Tourismus unter dem Dach der Regionalmarke. 39 kontinuierliche Monitoringprojekte dienen der Erfassung der Seeadler- und Kormoranbruten oder der Effizienzkontrolle auf extensivierten Grünlandflächen.
Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung
Die nachhaltige Entwicklung des Biosphärenreservats ist ein Schwerpunkt der Arbeit. Zuletzt wurden mehrere Hochmoore (zum Beispiel Roggendorfer Moor) renaturiert, Äcker umgewandelt, Obstbäume gepflanzt, Fischtreppen gebaut und Kleingewässer und Bäche (zum Beispiel Schilde, Moorrinnen) saniert. Mit Finanzierung der Deutschen UNESCO-Kommission und Danone Waters Deutschland wurde 2017 ein Drainageteich bei Hakendorf am Schaalsee angelegt, um der zunehmenden Belastung des Sees mit Nährstoffen aus der Landwirtschaft entgegenzuwirken und somit die Wasserqualität zu verbessern – für Mensch und Umwelt. Denn die Landwirtschaft im Umland des Sees hat durch den Eintrag von Phosphor in der Vergangenheit auch dazu beigetragen, dass der ökologische Zustand des Sees sich deutlich verschlechtert hat. Zu Beginn der 1960er Jahre war der Schaalsee noch ein Klarwassersee mit Sichttiefen zwischen acht und zwölf Metern. Die Zustandsverschlechterung bedroht nicht nur den natürlichen Lebensraum einheimischer Arten wie der endemischen Schaalseemaräne oder des Reliktkrebs, sondern auch eine der Haupteinnahmequellen der Region, den Tourismus.
Aktuell liegt der Fokus verstärkt auf der sogenannten Entwicklungszone, die wie in den meisten Biosphärenreservaten die größte Fläche einnimmt. Durch die gezielte Förderung von Modellprojekten wird hier für den Umstieg auf nachhaltige Wirtschaftsweisen geworben. Das Biosphärenreservat Schaalsee will die Ökologisierung der Landwirtschaft unterstützen und den Klimaschutz stärken. Vor Ort gibt es mit 48 Prozent einen besonders hohen Anteil an hochproduktiven Ackerflächen, eine verstärkte Umweltausrichtung ist also eine herausfordernde Aufgabe.
Bei der Erarbeitung des Rahmenkonzeptes wurden in begleitenden Workshops “Landwirtschaft im Biosphärenreservat Schaalsee aus Sicht der Region“ gemeinsame Ziele durch die Akteure in der Region erarbeitet und eine Arbeitsgruppe zur gemeinsamen Umsetzung gegründet.
Mittlerweile über 100 Inhaber nutzen die patentrechtlich geschützte Regionalmarke „Für Leib und Seele“ – unter anderem Hofläden, Handwerker, Ferienwohnungen und Tourismusanbieter. An jedem ersten Sonntag im Monat von April bis November findet vor dem Informationszentrum PAHLHUUS in Zarrentin der Biosphäre-Schaalsee-Markt statt. Dort präsentieren sich auch einige der Regionalmarkenpartner mit ihren Produkten.
"Mein erster Besuch am Schaalsee hat mich tief beeindruckt, eine solche Landschaft habe ich vorher nicht gesehen. Die Ausstellung ist wunderbar und verständlich gemacht. So etwas gibt es viel zu selten!"
Gästebucheintrag, PAHLHUUS Zarrentin
Im Tourismus wurden Aussichtsplattformen für Naturbeobachtungen geschaffen, Informationstafeln aufgestellt und mehr als 150 Kilometer Rad- und Wanderwege ausgeschildert oder angelegt.
Als erkennbares touristisches Element zieht sich das sogenannte Biosphärenband Schaalsee-Elbe vom Biosphärenreservat Schaalsee in den benachbarten in den Abschnitt des mecklenburg-vorpommerschen Teil des UNESCO-Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe. Entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze informieren vier Informationspunkte zur Natur, Geschichte und Tourismus in der Region in beiden UNESCO-Biosphärenreservaten: das GRENZHUS in Schlagsdorf, das PAHLHUUS in Zarrentin, die Freiluftausstellung EinFlussReich in Boizenburg und das ZEUGHAUS auf der Festung Dömitz. Beide Biosphärenreservate werden durch eine gemeinsame Verwaltungsstelle betreut und sind durch vier Informationszentren eng miteinander verknüpft.
Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein Schwerpunkt der Arbeit. Die Arbeit wurde „NUN-zertifiziert“ durch die "Norddeutsche Partnerschaft zur Unterstützung der UN-Dekade BNE" (NUN). Es besteht Vielzahl von Angeboten für Kindergärten, Grundschulen und Berufsschulen, wie die AQUA-AGENTEN, ein Planspiel zum Wolf, ein Bioshäre Schaalsee-Pass oder eine Klima Rallye.
Internationale Partnerschaften
Seit 2017 arbeitet das Biosphärenreservat Schaalsee an einer Partnerschaft mit dem Biosphärenreservat Bosomtwe-See in Ghana. Themen der geplanten Kooperation sind unter anderem Tourismus und Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Zudem hat das Biosphärenreservat Schaalsee die 2017 erfolgte Anerkennung des UNESCO-Biosphärenreservats Indawgyi-See in Myanmar bei den Themen partizipatives Fischereimanagement, Regulierung des Wassertourismus und Bildung für nachhaltige Entwicklung unterstützt.