UNESCO-Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer
Extremer Lebensraum für Millionen von Lebewesen
Das Wattenmeer ist eine der letzten großräumigen Naturlandschaften Deutschlands. Die Naturlandschaft erstreckt sich bis in die Niederlande und nach Dänemark.
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Das Wattenmeer ist länderübergreifend 2009 von der UNESCO als Welterbe anerkannt, als UNESCO-Biosphärenreservate und Nationalparks sind die Gebiete jedoch bislang gemäß der drei deutschen Bundesländer Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein separat geführt.
Auch in Niedersachsen ist das Wattenmeer ein einzigartiges Ökosystem in der Dynamik der Gezeiten. Hinzu kommt hinter den Deichen eine vom Menschen über Jahrhunderte geprägte Kulturlandschaft, deren Aufnahme als Entwicklungszone des Biosphärenreservats seit Jahren diskutiert wird. Mit nur einem Einwohner ist das Niedersächsische Wattenmeer das bevölkerungsärmste deutsche Biosphärenreservat. Die Region bietet einen wichtigen Nährboden für Fische und stellt jedes Jahr für viele Millionen Vögel Stepp-, Rast- und Nahrungsgebiete zur Verfügung. Viele Besucherzentren informieren Touristen über das sensible Ökosystem des Wattenmeeres.
Das UNESCO-Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer erstreckt sich vom Deich der niedersächsischen Nordseeküste bis zu einer Linie seewärts der ostfriesischen Inseln. Damit ist es nahezu flächengleich mit dem gleichnamigen Nationalpark. Drei Flüsse (Ems, Weser und Elbe) münden in das Gebiet und bilden Flussmündungen. Die Gezeitendynamik des Wattenmeers schafft extreme, zweimal täglich wechselnde Lebensbedingungen und vielfältige Lebensräume: ständig wasserführende Rinnen, Salzwiesen des Deichvorlandes, verschiedene Inseln. Im Biosphärenreservat brüten und rasten viele Vogelarten und es ist Lebensraum für Seehunde. Insgesamt leben hier wenige, sehr spezialisierte Tierarten. Im Weltnetz der Biosphärenreservate steht das Niedersächsische Wattenmeer für die Lebensräume Salzwiesen, Sanddünen, Düneninseln und Watten.
Dennoch ist der Küstenraum Wirtschaftsraum des Menschen. Die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen orientiert sich heute an einer naturnahen Entwicklung. Auf 66 Prozent der Salzwiesen in der Kern- und Pflegezone wurde die Nutzung aufgegeben und Ausgleichszahlungen an Landwirte geleistet. Seit mehr als 150 Jahren ist das Wattenmeer auch Erholungsraum. Die Besucher werden über Informationstafeln, Naturpfade und Faltblätter über den besonderen Schutzwert informiert.
2017 wurde das Niedersächsische Wattenmeer nach einem umfassenden Evaluierungsprozess als UNESCO-Biosphärenreservat bestätigt. Mit dieser erneuten Auszeichnung ist die Erwartung verbunden, die im Rahmen der letzten Evaluation dargelegten Pläne zur Einrichtung einer ausreichend großen Entwicklungszone auf dem Festland umzusetzen. Hierzu lädt die Landesregierung die Gemeinden an der Küste zu einem freiwilligen Beitritt zu dieser Entwicklungszone ein.
Die vorgeschlagene Erweiterung des Biosphärenreservats wurde auf der 35. Sitzung des MAB-ICC im Juni 2023 offiziell anerkannt und ist eine Reaktion auf die 2017 formulierte Erwartung nach der Schaffung einer Entwicklungszone, damit das Biosphärenreservat alle drei Funktionen eines Biosphärenreservats erfüllen kann. Die Erweiterung umfasst 12 Städte und Gemeinden. Die Gesamtbevölkerungszahl in der Entwicklungszone beträgt nun 209.983 Einwohner. Die Gemeinden sind unterschiedlich groß, von kleinen Dörfern und Städten bis hin zu Großstädten, darunter Wilhelmshaven und der einzige Tiefwasserhafen Deutschlands, der JadeWeserPort.
Fakten
- Jahr der Anerkennung: 1992
- Bundesland: Niedersachsen
- Größe: ca. 4.170 km2 (davon ca. 2.400 km2 Kernzone und ca. 1.030 km2 Pflegezone und ca. 740 km2 Entwicklungszone)
- Repräsentierter Landschaftsraum: Watten, Inseln und Marschen
- Webseite: www.nationalpark-wattenmeer.de/nds
Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung
Zahlreiche Projekte fördern die nachhaltige Entwicklung von Küste und Kulturlandschaft. So setzt sich zum Beispiel die „Partnerinitiative“ für einen nachhaltigen Tourismus in der Region ein. Ein Netzwerk von über 60 Partnern aus Naturschutz, Tourismus und Wirtschaft trägt sowohl dem Naturschutz als auch der wirtschaftlichen Entwicklung der Region Rechnung.
Mit dem Projekt „Speichern statt Pumpen“ sollen regionale klimawandelbedingte Veränderungen im niedersächsischen Küstenbereich sowie deren Folgen für das regionale Wassermanagement identifiziert und alternative Handlungsoptionen aufgezeigt werden.
Internationale Partnerschaften
Unter dem Vorzeichen der Anerkennung als Welterbestätte und als Biosphärenreservat arbeitet das Nationalparkamt mit Schutzgebieten vor allem in Westafrika zusammen. Diese Gebiete stehen in einem engen Zusammenhang mit dem Wattenmeer, denn die Zugvögel des Wattenmeeres überwintern häufig in diesen Gebieten Westafrikas. Beispiele dieser Kooperation mit dem Titel „Wadden Sea Flyway Initiative“ sind die Welterbestätte Banc d'Arguin in Mauretauien, das geplante Welterbe Bijagós in Guinea-Bissau oder ein geplantes Biosphärenreservat in Gambia. Auch im Weltnetz der Insel- und Küstenbiosphärenreservate wirkt das Niedersächsische Wattenmeer mit.
„Eine Naturlandschaft in der Dynamik der Gezeiten... und eine lebendige Kulturlandschaft hinter den Deichen“