BNE Online-Workshop-Reihe
BNE in abgelegenen und digitalen Räumen: Lehren aus der Covid-19-Pandemie
Praktikerinnen und Praktiker tauschten sich im zweiten UNESCO-Online-Workshop über Innovationen im digitalen Lernen und Fernunterricht aus. Die Ergebnisse in der Zusammenfassung.
Rund 600 Teilnehmende besuchten am 14. Oktober 2020 den UNESCO-Online-Workshop „BNE in abgelegenen und digitalen Räumen: Lehren aus der Covid-19-Pandemie“. Die zweite Ausgabe der UNESCO-Online-Workshop-Reihe brachte Praktikerinnen und Praktiker zusammen, die BNE trotz der derzeitigen Herausforderungen durch innovative Methoden und Technologien voranbringen.
Wie kann BNE kreativ in digitale und abgelegene Räume integriert werden? Und wie können Strukturen aufgebaut werden, die sicherstellen, dass Lernen im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung weiter fortgesetzt wird? Dies sind einige der Fragen, die den Rahmen der Diskussionen bildeten.
Eine erste Umfrage ergab, dass 94 Prozent der Live-Teilnehmenden ihre BNE-Angebote während der Pandemie in der ein oder anderen Form fortgesetzt haben (67 Prozent fortlaufend, 27 Prozent teilweise) – die Mehrheit über Internet oder per Telefon.
Während der Podiumsdiskussion berichteten die BNE-Akteurinnen und Akteure, die aus vier verschiedenen Weltregionen zugeschaltet waren, wie sie BNE trotz der schwierigen Situation während der Pandemie weiter umgesetzt haben.
Zusammenarbeiten, um sich schnell an neue Situationen anzupassen
Yusuke Morita, Professor an der Fakultät für Humanwissenschaften der Waseda Universität in Japan, berichtete vom Beispiel der Stadt Kumamoto: Hier nutzten Schulen Apps, um online interaktiv zusammenarbeiten zu können. Verschiedene Akteurinnen und Akteure – zum Beispiel Bildungseinrichtungen und lokale Behörden – wirkten gemeinsam auf eine schnelle Anpassung an die neue Situation hin und stellten so sicher, dass BNE weiter stattfinden konnte.
Professor Morita betonte, dass diese Zusammenarbeit zwischen Bildungssektor und Kommunen ein großer Erfolg war. Nicht zuletzt, weil BNE-Angebote auf diese Weise schnell digital umgesetzt werden konnten, nachdem Social-Distancing-Maßnahmen eingeführt wurden.
Verbindungen aufrechterhalten und Praxiskontakte erweitern
Die digitale Lernplattform Earth School ist zugänglich, kostenlos und einfach zu bedienen. Sie umfasst einerseits Module, die von den Lernenden selbstständig leicht nachvollzogen werden können und solche, die eine Beteiligung von Eltern anregen. Die Online-Plattform wurde in weniger als 30 Tagen von 50 Kuratorinnen und Kuratoren aus aller Welt und in Zusammenarbeit mit TedX anlässlich des Earth Day 2020 fertiggestellt.
Kathleen Usher, Wissenschaftlerin am English Montreal School Board in Kanada und eine der Kuratorinnen des Projekts, berichtete, wie die Entwicklerinnen und Entwickler das Lernen auf der Online-Plattform aktiver gestalteten: Sie boten zum Beispiel Aktivitäten an, die Lernende leicht zu Hause durchführen und mit ihren alltäglichen Aktivitäten und ihrem Leben verbinden können.
Soziales und emotionales Lernen während der Pandemie sichern
Wie wichtig es ist, sich verbunden und emotional eingebettet zu fühlen, wurde auch von Maria Anagnostidou, Lehrerin an der 3. Grundschule von Serres, Griechenland, betont. Für sie ist soziales und emotionales Lernen und die Schaffung eines Gemeinschaftsgefühls eine zentrale Herausforderung beim digitalen Lernen.
Sie erzählte einige Geschichten darüber, wie sie ihre Schülerinnen und Schüler während der Pandemie in BNE-Aktivitäten einbezogen hat: Zusammen mit einer Schule in Polen entwarf sie mehrere Online-Ausstellungen und Aktivitäten, die die Schülerinnen und Schüler selbstständig erarbeiten und dann online präsentieren konnten. Darüber hinaus nutzte sie internationale Tage, um die Schülerinnen und Schüler in Aktivitäten einzubinden – unter anderem den Weltbienentag, um etwas über Bienenhaltung und Blütenpollen zu lernen, oder den internationalen Tag der Gastronomie, um über Lebensmittel und Ernährung zu sprechen.
BNE zugänglich und inklusiv gestalten
Cristian Vélez Ramirez, Umweltbildungskoordinator bei Amazon Rescue Center (CREA) und Amazon Forever in Peru, unterstrich die Bedeutung von Inklusivität und gab Beispiele dafür, wie BNE über Internet, Fernsehen und auch Radio an junge Menschen im Land vermittelt wurde. Die Initiative war Teil des Programms „Ich lerne von zu Hause“ – „Aprendo en casa“ – des peruanischen Bildungsministeriums.
Hierzu gehörte auch das Programm „Ein Kind, ein Radio“ für junge Lernende in abgelegenen Gegenden ohne Internetzugang. Cristian und seine Kolleginnen und Kollegen verlegten auch viele ihrer Bildungsaktivitäten ins Digitale. So erreichten sie viele Lernende, die normalerweise die Möglichkeit gehabt hätten, auch selbst zum Amazonas-Rettungszentrum zu kommen.
So gelingt digitale BNE
Die Teilnehmenden kamen zu dem Schluss, dass die Zusammenarbeit zwischen Akteurinnen und Akteuren in der Gemeinschaft vor Ort sowie eine engagiertere, handlungsorientierte Gestaltung von digitalen BNE-Programmen entscheidende Elemente für eine erfolgreiche Fortsetzung von BNE in Pandemie-Zeiten sind. Sie betonten, dass die Unterstützung der Lehrkräfte bei der Förderung von BNE in digitalen und abgelegenen Umgebungen ebenso wichtig sei wie die Erforschung neuer technischer Möglichkeiten – einschließlich virtueller Realität – je nach Kontext und verfügbaren Ressourcen.
Als die Frage gestellt wurde, was die Podiumsteilnehmenden bei einem weiteren Lockdown besser oder anders machen würden, betonten diese die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Eltern, privaten Spendern und lokalen Behörden. Mit ihrer Hilfe könne sichergestellt werden, dass Strukturen verbessert, die digitale Kluft verringert und der Zugang zu Internet und Geräten gewährleistet wird. Eine weitere Erkenntnis aus schlecht angebundenen Gegenden war, dass insbesondere kreative, auf den lokalen Kontext zugeschnittene Lösungen die digitale Kluft verringern können: Durch die Bereitstellung batteriebetriebener Radios können sich Schülerinnen und Schüler in entlegenen Gegenden zum Beispiel auf Audio-Lektionen und Podcasts konzentrieren, sodass Fernunterricht auch ohne Zugang zum Internet möglich ist.
In den ersten Monaten der Pandemie stellten die Referierenden außerdem fest, dass Fernunterricht von zu Hause auch ein potenzieller Einstiegspunkt in die familiäre Lernumgebung sein kann. Er bietet die Möglichkeit, Familien und die Gemeinde durch handlungsorientierte Strategien in ein ganzheitliches BNE-Lernen miteinzubeziehen. Diese handlungsorientierten Elemente sind auch entscheidend, um eine gesündere Lernumgebung für Lernende zu schaffen und lange Bildschirmzeiten zu vermeiden.
Weitere Informationen
Der Online-Workshop „BNE in abgelegenen und digitalen Räumen: Lehren aus der Covid-19-Pandemie“ war Teil der Online-Workshop-Reihe, die die UNESCO in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Deutschen UNESCO-Kommission zur Vorbereitung der UNESCO-Weltkonferenz zu BNE organisiert.
Weitere Informationen zu dieser Reihe finden Sie auch hier: en.unesco.org/themes/education-sustainable-development/ESDfor2030-workshops