Pressemitteilung,

Bauhütten-Nominierung für UNESCO-Register des Immateriellen Kulturerbes eingereicht

13 Bauhütten aus Deutschland an multinationaler Nominierung beteiligt

Deutschland hat heute gemeinsam mit Frankreich, Norwegen, Österreich und der Schweiz die Nominierung des Bauhüttenwesens bei der UNESCO in Paris eingereicht. Beantragt wird die Aufnahme in das UNESCO-Register Guter Praxis zum Erhalt Immateriellen Kulturerbes. Es ist die erste Nominierung mit deutscher Beteiligung für dieses Register.

Bauhütten kombinieren seit Jahrhunderten traditionelles Handwerk mit neuesten Techniken und stellen so den Erhalt von Kathedralen und Großbauwerken sicher. Aus Deutschland haben Bauhütten in Aachen, Bamberg, Passau, Mainz, Lübeck, Soest, Dresden, Ulm, Köln, Freiburg, Regensburg, Schwäbisch Gmünd und Xanten an der multinationalen Nominierung mitgewirkt. Eine Entscheidung fällt der verantwortliche UNESCO-Ausschuss Ende des Jahres 2020.

Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission betont: „Der Erhalt monumentaler Bauten in vielen Ländern Europas ist nur durch die gemeinsame Arbeit der Bauhütten möglich. Das zeigt die heute eingereichte Nominierung des Bauhüttenwesens in beeindruckender Weise. Sie macht deutlich, wie wichtig Erhalt und Weiterentwicklung des Wissens und der Fähigkeiten sind, die zur Instandhaltung insbesondere von Großkirchen gebraucht werden. Und sie zeigt auch: Die Bauhütten sind modellhaft bei der Vermittlung und dem Austausch dieses Wissens. Ich bin deshalb sehr zuversichtlich, dass diese erste Nominierung in einem europäischen Verbund mit deutscher Beteiligung für das UNESCO-Register Guter Praxis beim Immateriellen Kulturerbe erfolgreich sein wird!“

Viele Gewerke, ein Ziel: Der Erhalt historischer Bauten

Eine kontinuierliche und systematische Restaurierung durch eine fest eingerichtete Bauhütte ist unabdingbar für eine denkmalgerechte, nachhaltige und dauerhafte Erhaltung historischer Großbauten. Unter der Leitung eines Dombaumeisters oder einer Dombaumeisterin arbeiten in der Regel Dutzende Mitarbeitende, vor allem Steinmetze und Bildhauer in einer Bauhütte. Hinzu kommen unter anderem Dachdecker, Gerüstbauer, Schreiner, Maler, Elektriker, Schlosser, Schmiede und Glasmaler. Sie alle haben es sich zur Aufgabe gemacht, mit ihrem über viele Generationen weitergegebenen Wissen und Können sowie neuen Ideen das Bauwerk zu erhalten.

„Schon im Mittelalter waren die Dombauhütten Innovationsbetriebe. Das ist auch heute noch der Fall“, erklärt Peter Füssenich, Baumeister des Kölner Doms. „Wir trauen uns, das Alte zu bewahren, aber auch neueste Technik zum Erhalt unserer Bauten einzusetzen. Die Nominierung für das UNESCO-Register ist ein wichtiger Schritt, um das öffentliche Bewusstsein für die Notwendigkeit des Bauhüttenwesens als Immateriellem Kulturerbe zu stärken“, so Füssenich weiter.

Herausforderungen beim Erhalt von Kathedralen und Kirchen

Die Bedingungen, denen Bauwerke ausgesetzt sind, ändern sich im Laufe der Zeit: Im 19. und 20. Jahrhundert führte beispielsweise saurer Regen, der durch die Verbrennung von Kohle, Heizöl und Benzin hervorgerufen wurde, zu starken Beschädigungen der Natursteine. Die Steinstruktur veränderte sich und verlor an Stabilität. Heute sind es überwiegend witterungsbedingte Umwelteinflüsse, wie Winde, Starkregen oder Blitzschlag, die die Architektur bedrohen. Aber auch durch vermehrte Autoabgase entstehen Schäden. Um darauf zu reagieren, entwickeln sich Bauhütten kontinuierlich weiter. Sie setzen innovative Techniken und Gerätschaften ein und entwickeln neues handwerkliches Wissen und Können.

Das Bauhüttenwesen als weltweites Modellprogramm

Ziel der modernen Bauhütten ist es, das Wissen über die tradierten Handwerkstechniken auch in Zukunft weiterzugeben und lebendig zu halten. Dieses beispielhafte Engagement für den Erhalt und die Förderung Immateriellen Kulturerbes mit gezielten bewusstseinsbildenden Informations- und Vermittlungsmaßnahmen soll als Gutes Praxisbeispiel modellhaft weltweit dienen. Zugleich fördern die Bauhütten durch ihre Arbeit und deren Vermittlung an die Öffentlichkeit das Verständnis für Großbauwerke aus dem Mittelalter, wie Kathedralen und Burgen, deren Baubetrieb, Bauorganisation und die Bautechnik.

Hintergrund

Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Elemente aus den nationalen Verzeichnissen des Immateriellen Kulturerbes können für eine von drei UNESCO-Listen vorgeschlagen werden: die Repräsentative Liste, die Liste des dringend erhaltungsbedürftigen Immateriellen Kulturerbes sowie das Register Guter Praxisbeispiele. Die in das UNESCO-Register Guter Praxisbeispiele aufgenommenen Modellprojekte zeigen, wie Immaterielles Kulturerbe effektiv und mit innovativen Methoden erhalten, an kommende Generationen weitergeben und weiterentwickeln werden kann. 20 Erhaltungspraktiken aus 16 Ländern sind bisher in diesem Register verzeichnet, bisher keine aus Deutschland.

Weitere Informationen

Pageflow-Beitrag zum Bauhüttenwesen

Webseite zum Immateriellen Kulturerbe

Pressekontakt

Deutsche UNESCO-Kommission
Pressesprecherin
Katja Römer
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