Rede,

Schule zukunftsfähig gestalten - für eine nachhaltige Entwicklung in einer digitalisierten Welt

Prof. Dr. Maria Böhmer

Prof. Dr. Maria Böhmer
Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission

Grußwort anlässslich der Online-Veranstaltung der UNESCO-Projektschulen

Sehr geehrte Damen und Herren,

Liebe Mitglieder des Netzwerks,

Liebe Freundinnen und Freunde der UNESCO-Projektschulen,

Ich freue mich sehr, Sie im Namen der Deutschen UNESCO-Kommission bei der zentralen Onlineveranstaltung der UNESCO-Projektschulen 2020 begrüßen zu können.

Dabei denke ich zurück an unsere Fachtagung zur Demokratiebildung in Kassel im vergangenen Jahr. Gerne erinnere ich mich an die vielen persönlichen Begegnungen und Gespräche mit Ihnen.

Heute freue ich mich sehr, dass erstmals Herr Zuchan für das Auswärtige Amt an der Veranstaltung der UNESCO-Projektschulen teilnimmt. Herzlich willkommen, Herr Zuchan!

Ebenso dankbar bin ich für die Teilnahme der Internationalen Koordinatorin der UNESCO Associated Schools.

We welcome you, Ms Saito. We are very happy to have you with us!

Mit großer Freude begrüße ich den Vorsitzenden des Fachausschusses Bildung der Deutschen UNESCO-Kommission und langjährigen Präsidenten, Walter Hirche!

Alle gemeinsam setzen wir heute ein starkes Zeichen für die Bildungsagenda 2030 und unseren Einsatz für eine hochwertige, chancengerechte und inklusive Bildung – auch unter den schwierigen Bedingungen der gegenwärtigen Covid-19-Pandemie.

I. „Das Portal der Pandemie“ – Auf dem Weg in die Zukunft

Arundhati Roy, die große indische Schriftstellerin, hat die derzeitige Situation in das Bild eines Portals gefasst (1). So schrieb sie im April in einem Essay: Wir müssen wählen, wie wir durch dieses Portal, die Pforte zwischen der alten Vor-Corona-Welt und  der neuen Welt hindurchgehen.

Mit welchem Gepäck, mit welchen Konzepten brechen wir in die Zukunft auf?

Mit der Pandemie sind hergebrachte Sicherheiten und Gewissheiten zerbrochen, an ihre Stelle treten neue Ideen und Umrisse einer veränderten Zukunft. Zugleich entsteht eine neue Wirklichkeit mit jedem neuen Tag, mit jedem neuen Schritt auf dem Weg durch das Portal.

Vor dieser Frage stehen auch die Schulen mit Blick auf unsere Vorstellungen von Bildung und Erziehung, Pädagogik und Unterricht.

Was bedeutet die Zeit der Pandemie für Kinder und Jugendliche und die Eltern? Wie können wir als Pädagoginnen und Pädagogen hierauf antworten?

Wie gestalten wir Bildung für eine digitale Welt?

Welche Veränderungsprozesse in Schule und Gesellschaft stehen an im Zeichen unseres Einsatzes für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)?

Vor Ihnen liegt heute Nachmittag ein spannender Dreischritt. Bereits jetzt möchte ich mich im Namen der Deutschen UNESCO-Kommission sehr herzlich bei Frau Prof. Dr. Andresen, Herrn Muuß-Merholz und Frau Dr. Singer-Brodowski als Referentinnen und Referenten des heutigen Nachmittags bedanken!

II. Die UNESCO-Projektschulen + das weltweite Netzwerk der UNESCO Associated Schools

Zugleich danke ich Ihnen allen für Ihren großen Einsatz und das Engagement an den UNESCO-Projektschulen in den zurück-liegenden Monaten!

Die Anstrengungen, um den Herausforderungen der Covid-19-Pandemie zu begegnen, waren und sind überall immens.

Die Leistung der Schulen und Lehrkräfte, von einem auf den anderen Tag auf digital gestalteten Fernunterricht und Homeschooling umzuschalten und Unterricht neu zu denken, kann garnicht hoch genug eingeschätzt werden.

Auch in dieser Zeit haben zahlreiche Beispiele aus UNESCO-Projektschulen gezeigt, wie innovative Bildungsarbeit aussehen kann. Ich habe mich sehr gefreut, hiervon zu erfahren.

Zum Beispiel

  • von der Online-Galerie auf einer Schulhomepage mit täglich einem neuen sehenswerten
    Kunstwerk in Corona-Zeiten,
  • von Schülerinnen und Schülern, die sich auch digital vernetzt für die Einführung eines
    Klimaparlaments an ihrer Schule einsetzen,
  • von der digital im Fernunterricht gestützten Durchführung des UNESCO-Projekttags zur
    Demokratiebildung.

All das sind Beispiele, die in hervorragender Weise zeigen, wofür die UNESCO-Projektschulen stehen!

Besonders herzlich bedanken möchte ich mich in diesem Kontext auch bei all jenen Schulen, die gemeinsam mit ihren Partnerschulen in aller Welt an dem beeindruckenden Projekt „We Are All Global Citizens“ mitgewirkt haben.

Gemeinsam haben Sie damit unsere weltweite Verbundenheit, die internationale Verständigung und Solidarität in der Zeit der Corona-Pandemie hervorragend sichtbar gemacht!

Ebenfalls danke ich sehr herzlich Herrn Schilling und Frau Hanke sowie dem gesamten Team der Bundeskoordination der UNESCO-Projektschulen für die geleistete Arbeit und Ihr großes Engagement für die Sache der UNESCO-Projektschulen!

Ausdrücklich danke ich auch der Internationalen Koordination des UNESCO Associated Schools Network in Paris für ihre starken Beiträge! Thank you so much, Ms. Saito!

Mit dem Newsletter und den internationalen Veranstaltungen haben Sie die internationale Verbundenheit der Schulen und unseren gemeinsamen Einsatz für BNE, Global Citizenship Education und Kulturelle Vielfalt seit Beginn der Pandemie entscheidend gestärkt! Auch in Zukunft werden wir die Anstrengungen des UNESCO-Schulnetzwerks gerne mit vorantragen.

III. „Die neue Schule“ – Auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Bildung

Lassen Sie mich noch einmal den Blick auf unsere heutige Frage nach der zukunftsfähigen Gestaltung von Schule und Bildung lenken.

So widmete Die Zeit ihren Leitartikel vom 4. Juni 2020 dem Thema „Die neue Schule“ und warf die Frage auf: „Wie kann Bildung nach der Corona-Krise besser, moderner und menschlicher sein als vorher? (2)

Diese Frage nehmen wir mit in die von Corona geprägte Zeit und dieses neue Schuljahr. Ich bin sicher, dass Sie überzeugende pädagogische Ansätze für die Gestaltung von Schule und Unterricht entwickeln werden! Immer wieder neu braucht es Mut und Tatkraft, um die Schülerinnen und Schüler zu stärken! Dabei bin ich sicher, dass die Werte und Ziele der UNESCO, unsere Bildungsansätze und Programme eine wertvolle Orientierung für die Schulen bieten.

Zur zukunftsfähigen Gestaltung unserer Schulen gehört die Bereitschaft, neue Wege zu gehen und Freiräume zu ermöglichen!

Auf all das kommt es an, wenn wir Bildung für eine nachhaltige Entwicklung bis 2030 entscheidend voranbringen wollen! Gemeinsam mit der Bundeskoordination werden wir die UNESCO-Projektschulen weiter auf diesem Weg unterstützen.

Die Aufgaben sind ohne Zweifel dringlich – in diesem Sinne gilt es die „Dekade des Handelns“ der Vereinten Nationen für die Zukunft zu nutzen! Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung und Ihren starken Einsatz!

Für heute Nachmittag und auch das Programm des Kulturellen Abends wünsche ich Ihnen viel Freude und einen guten Austausch miteinander. Vielen Dank!


(1) Vgl.: Arundhati Roy: The Pandemic is a Portal, in: Financial Times, 4. April 2020, s. auch: https://www.ft.com/content/10d8f5e8-74eb-11ea-95fe-fcd274e920ca

(2) Manuel J. Hartung: Frei-Day For Future. Die neue Schule: Wie kann Bildung nach der Corona-Krise besser, moderner und menschlicher sein als vorher, in: Die Zeit, 4. Juni 2020, S. 1.

Zurück zur Übersicht