Rede,
BNE-Auszeichnungsgala 2019
Prof. Dr. Maria Böhmer
Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission
Grußwort anlässlich der BNE-Auszeichnungsgala 2019
Sehr geehrter Herr Staatssekretär Luft,
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein besonderer Gruß gilt Ihnen, den Vorreiterinnen und Vorreitern der Bildung für nachhaltige Entwicklung!
Wie passend, dass wir uns heute im Futurium – im „Haus der Zukunft“ – zusammenfinden: Denn heute möchten wir diejenigen ehren, die sich für eine nachhaltigere Zukunft engagieren.
Ihre Lernorte, Netzwerke und Kommunen sind Leuchttürme, die in die Breite strahlen und auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung viele Menschen überzeugen, ja begeistern, vor allem aber zu nachhaltigerem Handeln bewegen. Das ist das Entscheidende. Wesentlich sind dabei der ganzheitliche Ansatz und die Kooperationen mit und in der jeweiligen Kommune.
55 Lernorte, 36 Netzwerke und 9 Kommunen werden wir heute im Rahmen des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung auszeichnen. Diese zeigen 100 verschiedene Wege auf, Bildung für nachhaltige Entwicklung umzusetzen und zu leben.
Drei Gedanken möchte ich mit Ihnen heute Abend teilen.
Der erste betrifft die wichtige Rolle lokaler Akteure, wenn es um die Umsetzung der Agenda 2030 geht. In SDG 4, dem Bildungsziel der Agenda 2030, ist Bildung für nachhaltige Entwicklung fest verankert. Bildung ist mehr als eines der 17 Nachhaltigkeitsziele. Bildung ist der Schlüssel, um die Nachhaltigkeitsziele weltweit und umfassend umzusetzen, um die Zukunft der Menschheit und unseres Planeten Erde zu sichern.
Das ist ein hoher Anspruch, der einen tiefgreifenden Wandel in allen Bereichen erfordert. Dabei richtet sich der Blick auf Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, zu Recht!
Dafür stehen die vielen jungen Menschen, die sich mit ihrer Initiative Fridays for Future zu einer treibenden Kraft entwickelt haben.
Dafür stehen immer mehr Menschen bei uns, die ganz konkret nachhaltiger einkaufen, wohnen, zur Arbeit fahren oder verreisen, die sich fragen, welche Folgen ihr Tun für nachfolgende Generationen und Menschen in anderen Regionen hat, die bereit sind, ihren Lebens- und Arbeitsstil zu ändern, und die andere auf diesem Nachhaltigkeitsweg mitnehmen.
Dafür brauchen wir Ratgeber und Vorbilder vor Ort, die durch ihren eigenen Beitrag zeigen: So geht es!
Diese Entwicklung verbindet sich mit Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dafür stehen Sie!
Mit Ihrem Engagement und Ihren Visionen erfüllen Sie Instrumente der internationalen Politik wie die Agenda 2030 und das UNESCO-Weltaktionsprogramm BNE mit Leben. Sie verankern den Gedanken einer sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigen Welt vor Ort, stärken Kritikfähigkeit, Wissen und Kompetenz der Lernenden und motivieren sie, sich für Nachhaltigkeit einzusetzen.
Sie sind diejenigen, die auf beeindruckende Weise zeigen, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung langfristig im Bildungssystem verankert werden kann. Sie arbeiten auf die Umsetzung der 17 Ziele der Agenda 2030 hin.
Dafür danke ich Ihnen herzlich.
Ich komme zu meinem zweiten Gedanken.
Im Rahmen der heutigen Auszeichnung werden wir hundert vorbildliche Initiativen kennenlernen, die zeigen, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung verwirklicht werden kann. „Vom Projekt zur Struktur“ ist Leitgedanke der Umsetzung des Weltaktionsprogramms BNE in Deutschland: Durch Ihre innovative Arbeit wird Bildung für nachhaltige Entwicklung systematisch in die vorhandenen Strukturen eingebettet. Solche richtungsweisenden Initiativen und sich entwickelnden Strukturen sichtbar zu machen, ist ein wichtiger notwendiger Schritt. Denn viele fragen sich: Kommen wir denn überhaupt voran? Es ist eine alte Erfahrung: Die negativen Botschaften beherrschen die Schlagzeilen. Die positiven dringen weniger durch. Damit blockieren wir uns selbst. Ich empfinde jede der heute ausgezeichneten BNE-Initiativen als eine große Ermutigung. Lassen Sie uns den Weg gemeinsam weitergehen.
Berichten Sie von diesen bereichernden BNE-Ansätzen! Motivieren Sie auf diesem Wege andere, mitzumachen, Ideen zu entwickeln, ihre Stimme zu erheben und zu handeln! Denn wir müssen noch ehrgeiziger werden: Wir brauchen dringend noch mehr BNE-Mitstreiter und -Mitstreiterinnen, auch über 2019 hinaus.
Das UNESCO-Weltaktionsprogramm BNE endet zwar diesem Jahr, aber es geht weiter. Ein kurzer Blick auf die letzten fünf Jahre verrät uns, dass viel erreicht wurde: BNE wird mehr und mehr vom Nischen- zum Querschnittsthema, es wird ganzheitlich in die Leitbilder von Netzwerken, Schulen, Behörden und Kommunen aufgenommen.
Ihre Lernorte, Kommunen und Netzwerke sind Vorreiter! Dies wird auch auf internationaler Ebene wahrgenommen und gewürdigt!
Vergangene Woche war ich bei der Generalkonferenz der UNESCO und habe an der Verleihung des UNESCO-Japan-Preises für BNE teilgenommen. Welche Freude! Die Stadt Hamburg wurde für ihr herausragendes Engagement von der UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay ausgezeichnet. Vor 15 Jahren bereits wurde die Initiative „Hamburg lernt Nachhaltigkeit“ gegründet und Hamburg ist diesen Weg konsequent weitergegangen. Das zeigt: Lokales Engagement ist ein wichtiger Treiber, um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Das BMBF hat dafür mit der Nationalen Plattform BNE frühzeitig Weichen gestellt. Für die gute Zusammenarbeit darf ich Ihnen, Herr Staatssekretär Luft, im Namen der Deutschen UNESCO-Kommission sehr herzlich danken.
Doch trotz aller Anstrengungen war die erste Zwischenbilanz beim UN-Nachhaltigkeitsgipfel im September in New York mehr als ernüchternd! Wenn es in dem Tempo wie bisher weitergeht, werden die Nachhaltigkeitsziele bis 2030 nicht erreicht.
Die UNESCO zieht daraus eine Konsequenz und knüpft ihr Folgeprogramm direkt an die Nachhaltigkeitsziele an. Das neue Programm „ESD for 2030“ stellt in den Fokus, welchen Beitrag BNE zur Umsetzung jedes der 17 Ziele leisten kann – und ich sage leisten muss – und beleuchtet dabei auch die Zielkonflikte. Für uns hier in Deutschland heißt das: Wir bleiben gemeinsam am Ball, Bildung für nachhaltige Entwicklung global und lokal weiter zu verankern.
Aus Ihrem begeisternden Engagement ergeben sich hundert Gründe mehr, für die Agenda 2030 zu kämpfen und zu zeigen: Es geht!