Pressemitteilung,
Welterbeliste verzeichnet acht Neuaufnahmen
Jodrell-Bank-Observatorium und Architektur des 20. Jahrhunderts von Frank Lloyd Wright zum UNESCO-Welterbe erklärt.
Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute auf seiner Sitzung in Aserbaidschan beschlossen, acht neue Stätten in die Welterbeliste aufzunehmen. Ausgezeichnet wurden unter anderem die Architektur des 20. Jahrhunderts von Frank Lloyd Wright in den Vereinigten Staaten und das Jodrell-Bank-Observatorium in Großbritannien. Es markiert den Übergang von der traditionellen optischen Astronomie zur Radioastronomie, die unser Verständnis des Kosmos entscheidend verändern sollte. Damit beendet das UNESCO-Komitee seine Beratungen über die Aufnahme neuer Welterbestätten für dieses Jahr. Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 10. Juli in Baku.
Altstadt von Şəki mit Khanspalast (Aserbaidschan)
Die Altstadt von Şəki liegt im Norden Aserbaidschans an den Ufern des Flusses Kiş. 1772 wurde das historische Stadtzentrum durch Überschwemmungen zerstört und im Anschluss wiedererrichtet. Heute prägen Häuser mit den für Şəki chrakteristischen hohen Satteldächern das Antlitz der Stadt. In ihrer Architektur spiegeln sich safawidische, kadscharische und russische Bautraditionen wider. Der Khanspalast sowie mehrere Kaufmannshäuser zeugen vom Wohlstand der Stadt, wo im späten 18. und im 19. Jahrhundert die Seidenraupenzucht und der Handel mit den Kokons der Tiere florierte.
Das Heiligtum des Bom Jesus do Monte in Braga (Portugal)
Das Heiligtum des Bom Jesus do Monte liegt auf der Anhöhe von Espinho, die sich über der Stadt Braga im Norden Portugals erhebt. Diese Kulturlandschaft erinnert durch die Nachbildung eines heiligen Berges mit einer Kirche an das christliche Jerusalem. Das überwiegend im Barockstil gehaltene Heiligtum entstand über einen Zeitraum von mehr als 600 Jahren und veranschaulicht die europäische Tradition der „Sacri Monti“, der heiligen Berge. Ein zentrales Element ist der an der Westseite des Berges angelegte Kreuzweg mit seinen markanten Monumentaltreppen, einer Reihe von Kapellen mit Statuen der Passion Christi, Springbrunnen, Skulpturen und Barockgärten.
Königlicher Gebäudekomplex von Mafra – Palast, Basilika, Kloster, Cerco-Garten und Jagdrevier (Tapada) (Portugal)
Der 30 Kilometer nordwestlich von Lissabon gelegene Gebäudekomplex wurde 1711 unter König Johann V. entworfen und gilt als bauliche Verwirklichung seiner Vorstellung von Monarchie und Staat. Das imposante rechteckige Palastgebäude beherbergt die Gemächer des Königs und der Königin, die königliche Kapelle in Form einer römischen Barockbasilika, ein Franziskanerkloster und eine Bibliothek. Das Palastgebäude wird durch den geometrisch angelegten Cerco-Garten und das königliche Jagdrevier, die Tapada, ergänzt. Als Vorbild des Komplexes diente Johann V. die Architektur und Kunst des römischen und italienischen Barock.
Kirchen der Architekturschule von Pskow (Russische Föderation)
Die Stätte umfasst Kirchen und Kathedralen sowie Klosteranlagen im historischen Zentrum der Stadt Pskow am Ufer der Welikaya im Nordwesten Russlands. Die Gebäude der Pskower Architekturschule gehen bis in das 12. Jahrhundert zurück und zeichnen sich durch quadratische Formen, Kuppeln, Veranden und Glockentürme aus. Die Pskower Schule prägte während ihrer Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert die Architektur des Landes und hat ihre Entwicklung in Russland über fünf Jahrhunderte maßgeblich beeinflusst.
Risco Caído und die Kulturlandschaft der heiligen Berge von Gran Canaria (Spanien)
Risco Caído liegt in einer weitläufigen Bergregion mit zahlreichen Klippen, Schluchten und vulkanischen Formationen im Zentrum der Insel Gran Canaria. Die Kulturlandschaft umfasst die Höhlensiedlungen einer prähispanischen Inselkultur, die sich seit der Ankunft der Berber aus Nordafrika vor 2.000 Jahren bis zur Ankunft der ersten Spanier im 15. Jahrhundert entwickelt hat. Neben Behausungen, Getreidespeichern und Zisternen umfasst der Höhlenkomplex auch Kultstätten und zwei als heilig geltende Tempel, die sogenannten Almogarenes.
Jodrell-Bank-Observatorium (Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland)
Das Jodrell-Bank-Observatorium befindet sich im Nordwesten Englands und ist eines der weltweit ersten Observatorien für Radioastronomie. Zu Beginn seiner Nutzung im Jahr 1945 wurde hier kosmische Strahlung mithilfe eines Radarsystems erforscht. Das auch heute noch in Betrieb befindliche Observatorium umfasst mehrere Radioteleskope und weitere Gebäude wie Lagerhallen und Kontrollräume. Es spielte eine wichtige Rolle bei der Erforschung von Meteoriten und des Mondes sowie bei der Entdeckung von Quasaren. Das Jodrell-Bank-Observatorium markiert den Übergang von der traditionellen optischen Astronomie zur Radioastronomie, die unser Verständnis des Kosmos entscheidend verändert hat.
Die Architektur des 20. Jahrhunderts von Frank Lloyd Wright (Vereinigte Staaten von Amerika)
Die Stätte umfasst acht von Frank Lloyd Wright in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entworfene Gebäude, darunter die an einem kleinen Wasserfall erbaute Villa Fallingwater in Mill Run, Pennsylvania, das Haus von Herbert und Katherine Jacobs in Madison, Wisconsin, und das Guggenheim-Museum in New York. Sie zeugen von Wrights organischer Bauweise, die sich durch einen offenen Grundriss, ein Aufbrechen zwischen Innen und Außen und dem bis dahin einzigartigen Einsatz von Materialien wie Stahl und Beton auszeichnet. Wrights Werke dieser Zeit haben die Entwicklung der modernen Architektur in Europa stark beeinflusst.
Hintergrund
Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 30. Juni bis 10. Juli in Baku, Aserbaidschan. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Das Komitee entscheidet jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit Bedrohungen eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.121 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. Deutschland verzeichnet 46 Welterbestätten.
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