Pressemitteilung,
Welterbe Augsburger Wassermanagement-System erhält UNESCO-Urkunde
Welterbekomitee hatte das Wassermanagement-System im Juli 2019 in UNESCO-Welterbeliste aufgenommen
Beim heutigen Festakt im Augsburger Rathaus nahm der Oberbürgermeister der Stadt, Dr. Kurt Gribl, die Urkunde zur Einschreibung des Augsburger Wassermanagement-Systems in die UNESCO-Welterbeliste von Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, entgegen. Im Juli 2019 hatte das Welterbekomitee das Wassermanagement-System als innovatives und nachhaltiges System der Wasserwirtschaft in die Welterbeliste aufgenommen.
Das Augsburger Wassermanagement-System ist weltweit einzigartig und zeugt vom beispielhaften Umgang mit der lebensnotwendigen Ressource Wasser. Augsburger Ingenieure entwickelten seit dem 13. Jahrhundert herausragende Innovationen im Wasserbau. Diese wurden in Augsburg zum ersten Mal getestet und eingesetzt, fanden ihren Weg aber auch in andere Städte wie München, Wien und Brüssel. Die strikte Trennung zwischen Trink- und Nutzwasser wurde bereits 1545 eingeführt – lange bevor die Medizin belegen konnte, wie wichtig Hygiene für die Gesundheit ist.
Die Welterbestätte besteht aus einer funktionalen Einheit von insgesamt 22 Objekten, darunter ein Kanalsystem, Wassertürme mit Pumpwerken aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, eine ehemals durch Wasser gekühlte Stadtmetzgerei, drei monumentale Renaissance-Brunnen von besonderer künstlerischer Qualität sowie Wasserkraftwerke, die auch heute noch umweltfreundlichen Strom erzeugen.
Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, unterstrich bei der Urkundenübergabe: „Mit diesem Eintrag in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt werden nicht nur die Wasserbau- und Brunnenkunst als ingenieurtechnische und künstlerische Leistung gewürdigt, sondern auch der nachhaltige Umgang mit Wasser als wertvollste Ressource. Nachhaltige Entwicklung“, so Müntefering weiter, „hat in Augsburg Tradition.“
Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, sagte im Rahmen des Festakts: „Der ‚Augsburger Wasserglanz‘ strahlt jetzt weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Ich gratuliere ganz herzlich zum Welterbe-Titel! Augsburg ist mit seinem Wassermanagement-System schon seit dem Mittelalter über Grenzen hinweg Vorreiter in Sachen Wasserversorgung gewesen. Und kann es als UNESCO-Welterbe heute umso mehr sein. Denn Welterbestätten sollen nicht nur Historisches bewahren, sondern das Erbe der Menschheit auch in die Zukunft tragen. Ein zentrales Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen ist der Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung für alle. Ich wünsche der Stadt Augsburg, dass sie ihr wertvolles Wissen des Wasserbaus und der Wasserwirtschaft mit den Ländern des globalen Südens teilt und so auch in Zukunft das Leben vieler Menschen zum Besseren verändert!"
Der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, hob hervor: „Die Aufnahme des Augsburger Wassermanagement-Systems in die UNESCO-Welterbeliste macht deutlich, wie wertvoll diese kulturelle Errungenschaft und hohe technische Leistung unserer Vorfahren bis heute ist. Die Frage nach dem Umgang mit unseren Ressourcen ist damals wie heute topaktuell. Ich freue mich sehr über die erste Welterbestätte im Bezirk Schwaben! Mit dieser Auszeichnung rückt ihr Wert für unsere Identität noch stärker in unser Bewusstsein. Zugleich verpflichtet sie uns in besonderer Weise, dieses kulturelle Welterbe zu bewahren und für künftige Generationen zu erhalten.“
Dr. Kurt Gribl, Oberbürgermeister der Stadt Augsburg, nahm die UNESCO-Urkunde entgegen mit den Worten: „Das UNESCO-Welterbe stärkt in ganz besonderem Maß das Gemeinschaftsgefühl in unserer Stadt. Denn mit der Materie ‚Wasser‘ und ihrer Bedeutung vom Trinkwasser bis zur Wasserkraft können sich alle Bürgerinnen und Bürger identifizieren. Die Übergabe der offiziellen Urkunde an Augsburg schließt zwar das Kapitel der Bewerbung, doch am Ziel sind wir noch lange nicht. Vor allem verpflichtet uns die Auszeichnung als Friedensstadt dazu, anderen Ländern unser Fachwissen zum Thema Wassermanagement zukommen zu lassen. Mit dem UNESCO-Welterbe des Augsburger Wassermanagement-Systems ist insgesamt ein Bildungsauftrag verbunden, der über die reine Information hinausgeht. Zum Beispiel geht es auch um Ressourceneffizienz als wichtigen Aspekt einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik.“
Hintergrund
Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.121 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. Deutschland verzeichnet 46 Welterbestätten. Voraussetzung für die Anerkennung als UNESCO-Welterbe sind unter anderem der außergewöhnliche universelle Wert der Stätte und ein Managementplan, der die Erhaltung des Erbes für aktuelle und zukünftige Generationen sicherstellt. Mit der Einschreibung in die Welterbeliste verpflichten sich die Vertragsstaaten, die Welterbestätten auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet zu schützen und ihren Wert der Gesellschaft zu vermitteln.
Pressekontakt
Deutsche UNESCO-Kommission
Pressesprecherin
Stephanie Laumen
Telefon: +49 30 80 20 20-144
E-Mail: laumen(at)unesco.de