Pressemitteilung,

UNESCO-Welterbeliste verzeichnet sechs Neueinträge

Welterbestätte in den Niederlanden wurde erweitert

 

Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute sechs neue Welterbestätten ernannt, darunter vier einzigartige Naturräume auf dem asiatischen Kontinent. Zudem entschied das Komitee, eine Stätte in den Niederlanden zu erweitern, die bereits seit 1996 zum Welterebe zählt. Sie umfasst historische Verteidigungsanlagen, die einzelne Landstriche bei drohender Gefahr gezielt überfluten sollten. Das UNESCO-Komitee tagt noch bis zum 31. Juli und berät voraussichtlich bis zum 28. Juli über Nominierungen für die Welterbeliste.

Neuaufnahmen

Kolonien der Barmherzigkeit (Belgien, Niederlande)

1818 von der niederländischen Gesellschaft für Barmherzigkeit, der Maatschappij van Weldadigheid, ins Leben gerufen, waren die Kolonien ein aufklärerisches Experiment zur Armenhilfe und Urbarmachung von Brachland. Heute besteht die Welterbestätte aus den vier Siedlungen Frederiksoord, Wilhelminaoord, Wortelwhich und Veenhuizen. Verarmten Menschen wurden dort Heide- und Torfflächen zur Verfügung gestellt, die sie erschlossen. Das sollte ihnen einen Weg zurück in die Gesellschaft ebnen. Der international vielbeachtete Versuch war äußerst erfolgreich. Im Laufe eines Jahrhunderts lebten bis zu 18.000 Menschen gleichzeitig in den Selbstversorger-Kolonien und formten zehntausende Quadratkilometer Brachland in landwirtschaftlich genutzte Siedlungsfläche um. Auf diese Weise beeinflussten die Kolonien der Barmherzigkeit zahlreiche Fürsorgemodelle weit über Westeuropa hinaus.
 

Kolchische Regenwälder und Feuchtgebiete (Georgien)

Die Kolchischen Regenwälder und Feuchtgebiete gehören zu einem der zwei wichtigsten Überbleibseln arkto-tertiärer Reliktwälder im westlichen Eurasien. Sie zeichnen sich durch eine große Vielfalt an Flora und Fauna aus, insbesondere endemischer Arten, die die Eiszeiten des Tertiärs überlebt haben. 28 Prozent der in der Region lebenden Amphibien, Reptilien und Säugetiere sind vom Aussterben bedroht. Darüber hinaus beherbergt Kolchis 44 Arten Gefäßpflanzen, 50 Wirbeltierarten und acht wirbellose Tierarten, die weltweit gefährdet oder potenziell gefährdet sind. Kolchis ist zudem Heimat zahlreicher Störarten, darunter des Kolchischen Störs, und dient als wichtiger Zwischenstopp für viele weltweit bedrohte Vogelarten, die durch den Batumi-Engpass ziehen.
 

Die Inseln Amami-Oshima, Tokunoshima, Iriomote und nördlicher Teil der Insel Okinawa (Japan)

Die Stätte liegt in einer der 200 Ökoregionen, die weltweit als entscheidend für den Erhalt globaler Biodiversität gelten. Sie umfasst mehr als 42.000 Hektar und besteht aus fünf Teilgebieten. Durch die Bildung der Okinawa-Rinne im späten Miozän trennte sich die kleine Inselkette vom Eurasischen Kontinent ab. In der Folge wurden die auf ihr lebenden Arten von benachbarten Landmassen isoliert und es entwickelte sich eine einzigartige biologische Vielfalt. Viele dieser Arten sind heute vom Aussterben bedroht, darunter 188 Arten von Gefäßpflanzen und 1.607 Insektenarten. Endemisch sind zudem 62 Prozent der auf den Inseln lebenden Landsäugetiere, 64 Prozent der Landreptilien, 86 Prozent der Amphibien und alle Süßwasserkrabben. Zwanzig Arten sind global gefährdet, darunter die Okinawa-Stachelratte, die Ryukyu-Schwarzbrust-Blattschildkröte und der Okinawa-Krallengecko.
 

Getbol, die koreanischen Wattflächen (Republik Korea)

Getbol ist eines der größten Wattenmeere der Welt. Die vier Teilstätten Seocheon Getbol, Gochang Getbol, Shinan Getbol und Boseong-Suncheon Getbol mit einer Gesamtfläche nahezu 130.000 Hektar befinden sich im Gelben Meer zwischen China und der koreanischen Halbinsel. Im Herzen der ostasiatisch-indopazifischen Zugroute gelegen, beherbergen sie Millionen wandernder Wasservögel, darunter den Schwarzstirnlöffler, den Tüpfelgrünschenkel und den Großen Brachvogel. Derzeit von der Weltnaturschutzunion IUCN auf der Roten Liste der Ökosysteme als gefährdet eingestuft, ist Getbol Heimat von 2.150 verschiedenen Arten von Flora und Fauna, darunter 22 weltweit bedrohte oder potenziell bedrohte Arten wie den endemischen Löffelstrandläufer. Das Wattenmeer verfügt mit insgesamt 2.169 bekannten Arten zudem über eine außerordentlich hohe Vielfalt wirbelloser Tiere.
 

Waldkomplex Kaeng Krachan (Thailand)

Der fast 412.000 Hektar große Komplex im Westen Thailands weist eine herausragend hohe Biodiversität auf, einschließlich weltweit bedrohter Flora und Fauna. In seinen sechs Waldtypen finden sich 81 seltene und 48 vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten. Auch 35 Tierarten in unterschiedlichen Stadien der Gefährdung sind für Kaeng Krachan nachgewiesen, darunter vier endemische: das Siam-Krokodil, das Malaiische Schuppentier, die Gelbkopfschildkröte und die Braune Landschildkröte.
 

Arslan Tepe (Türkei)

Arslan Tepe ist eine archäologische Ausgrabungsstätte in der Malatya-Ebene, zwölf Kilometer südwestlich des Euphrat. Vom 6. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung bis in die spätrömische Zeit besiedelt, erlebte es seine Blüte im späten Chalkolithikum, der Kupfersteinzeit, als der Palastkomplex erbaut wurde. Aus dieser Periode sind nicht nur der Besiedlungsplan und die Bautechnik belegt. Auch Wandputz und Wandmalereien haben sich bemerkenswert gut erhalten. Damit gewährt Arslan Tepe einen einzigartigen Einblick in ein erstes elitäres Leben und die frühesten Formen staatlicher Verwaltung.

Erweiterung

Holländische Wasserverteidigungslinien (Niederlande)

Das sich über 200 Kilometer erstreckende Verteidigungssystem am Rand des holländischen Kernlands besteht aus der Neuen Niederländischen Wasserlinie und dem bereits 1996 zum UNESCO-Welterbe ernannten Festungsgürtel von Amsterdam. Zwischen 1815 und 1940 erbaut, umfasst die nun erweiterte Welterbestätte 96 Forts, Deiche, Schleusen, Pumpstationen, Kanäle und Flutpolder. Dieses einzigartige Verteidigungsnetzwerk schützte die Niederlande, indem es bei Bedarf einzelne Landstriche gezielt überfluten konnte.
 

Hintergrund

Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 16. bis 31. Juli 2021 online. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Erhaltungszustand eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.135 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 51 davon gelten als bedroht. Deutschland verzeichnet 48 Welterbestätten.
 

Pressekontakt

Timm Nikolaus Schulze
Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 228 604 97-142
E-Mail: schulze(at)unesco.de

Peter Martin
Stellvertretender Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 30 80 20 20-310
E-Mail: martin(at)unesco.de