Pressemitteilung,
14 neue UNESCO-Welterbestätten
UNESCO-Welterbe in Bayern und Sachsen ausgezeichnet. 1111. Welterbestätte liegt in Tschechien.
Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute 14 neue Stätten in die Welterbeliste aufgenommen. In Deutschland wurden das Augsburger Wassermanagement-System und die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří ausgezeichnet. Die Nominierung der Montanregion hatte Deutschland gemeinsam mit Tschechien eingebracht, das mit der Landschaft für die Zucht und Dressur von zeremoniellen Wagenpferden in Kladruby nad Labem die 1111. Welterbestätte weltweit verzeichnet. Am 7. Juli entscheidet das Komitee über weitere Bewerbungen. Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 10. Juli in Baku, Aserbaidschan.
Kulturlandschaft Budj Bim (Australien)
Im Südwesten Australiens befinden sich der Budj Bim-Vulkan, der Tae Rak, auch Condah-See genannt, das von Feuchtgebieten geprägte Kurtonitj und das von felsigen Bergkämmen und großen Sumpfgebieten durchzogene Schutzgebiet der Tyrendarra. Das Lavagestein des Budj Bim-Vulkans ermöglichte es den Gunditjmara, einer Gruppe der Aborigines, hier eines der ältesten Aquakultursysteme der Welt zu errichten. Es besteht aus Kanälen und Deichen, um Hochwässer einzudämmen, sowie Teichen und Reusen für die Zucht und den Fang des Kurzflossenaals, der der Bevölkerung seit sechs Jahrtausenden als Subsistenzgrundlage dient.
Grabhügel von Dilmun (Bahrain)
Die Grabhügel von Dilmun wurden zwischen 2050 und 1750 vor Christus errichtet und umfassen 21 archäologische Stätten im Westen Bahrains. Sechs davon sind Nekropolen, die aus bis zu mehreren tausend Hügelgräbern bestehen. Insgesamt wurden 11774 Gräber in Form niedriger zylindrischer Türme gefunden. Die anderen 15 Teilgebiete umfassen 17 Königsgräber, die als zweistöckige Grabtürme errichtet wurden. Die Grabhügel der frühen Dilmun-Zivilisation zeugen von der Situation Bahrains um das 2. vorchristliche Jahrtausend. Das Land entwickelte sich in dieser Zeit zu einem Handelszentrum. Der damit einhergehende Wohlstand erlaubte es den Einwohnern, eine komplexe Bestattungstradition für die gesamte Bevölkerung zu entwickeln.
Archäologische Ruinen der Stadt Liangzhu (China)
Die archäologischen Ruinen der Stadt Liangzhu, die etwa zwischen 3300 und 2300 vor Christus bestand, liegen im Jangtse-Delta und sind Zeugnis eines ehemaligen Regionalstaates des spätneolithischen Chinas. Der vom Reisanbau abhängige Staat zeichnete sich durch ein einheitliches Glaubenssystem aus. Die archäologischen Überreste sind ein herausragendes Beispiel einer frühen städtischen Zivilisation. Davon zeugen Artefakte aus Keramik und Jade und ein Wasserspeichersystem, Stadtplanung und eine soziale Rangordnung, die sich vor allem in einer ausdifferenzierten Bestattungskultur zeigt.
Augsburger Wassermanagement-System (Deutschland)
Das Wassermanagement-System der Stadt Augsburg wurde in mehreren Phasen seit dem 13. Jahrhundert entwickelt. Es umfasst ein Kanalsystem, Wassertürme mit Pumpwerken aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, eine ehemals durch Wasser gekühlte Stadtmetzgerei, drei Prachtbrunnen sowie Wasserkraftwerke, die auch heute noch nachhaltig Strom erzeugen. Die aus diesem Wasserwirtschaftssystem entstandenen technologischen Innovationen machen die Stadt Augsburg bis heute zu einem Vorreiter des Wasserbaus.
Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří (Deutschland und Tschechische Republik)
Seit dem Mittelalter wurde im sächsisch-böhmischen Erzgebirge Erz abgebaut. Die Region entwickelte sich von 1460 bis 1560 zur größten Silbererzquelle Europas und war Ursprung zahlreicher technologischer Innovationen. Bergwerke, wegweisende Wassermanagement-Systeme, innovative Erzaufbereitungsanlagen, Schmelzhütten und Bergbaustädte: Die Kulturlandschaft des Erzgebirges wurde über nahezu 800 Jahre kontinuierlich und maßgeblich vom Bergbau geprägt.
Jaipur, Rajasthan (Indien)
Die von einer historischen Mauer umgebene Stadt Jaipur im nordwestindischen Bundesstaat Rajasthan wurde 1727 unter dem Maharaja von Amber, Sawai Jai Singh II., gegründet. Inspiriert von der indischen Architekturlehre Vastu Shastra, wurde Jaipur als Planstadt errichtet. Hier spiegeln sich hinduistische, mogulische und zeitgenössische westliche Ideen des Bauens und der Architektur wider. Ihr geordneter Grundriss weist breite Straßen auf, die sich im rechten Winkel kreuzen. Die wichtigsten Märkte, Geschäfte, Wohnhäuser und Tempel entlang der Hauptstraßen wurden vom Staat errichtet, um ein einheitliches Fassadenbild zu gewährleisten. In Jaipur werden bis heute die lokalen Traditionen des Handels, der Handwerkskunst und der Zünfte weitergeführt. Zur Welterbestätte gehört auch das Observatorium Jantar Mantar, das bereits 2010 in die Welterbeliste aufgenommen wurde.
Kofun-Gruppe von Mozu-Furuichi: Hügelgräber aus Alt-Japan (Japan)
(Japan)
Auf einem Plateau über der Ebene von Osaka gelegen, umfasst die Kofun-Gruppe von Mozu-Furuichi 49 Hügelgräber. Die Hügelgräber haben markante Formen und waren Begräbnisstätte der gesellschaftlichen Elite. Die Gräber veranschaulichen auf herausragende Weise die Kofun-Zeit zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert. Sie zeugen vom ausdifferenzierten Gesellschaftsgefüge dieser Epoche, das seinen Ausdruck in einem komplexen Bestattungssystem fand.
Steininschriften / Áísínai'pi (Kanada)
Die Stätte befindet sich in der kanadischen Provinz Alberta im Norden der Great Plains an der Grenze zu den Vereinigten Staaten. Das Milk River Tal mit seinen uralten, verwitterten Sandsteinsäulen prägt die Landschaft. Hier hinterließen die Siksikáítsitapi, die auch als Blackfoot bekannt sind, Gravuren und Malereien auf Sandsteinwänden. Die ältesten archäologischen Funde stammen aus der Zeit um 1800 vor Christus. Den Siksikáítsitapi gilt die Landschaft bis heute als heilig.
Megalithische Krüge in Xieng Khouang – Ebene der Steinkrüge (Laos)
Mehr als 2100 megalithische Krüge haben der „Ebene der Steinkrüge“ in Zentrallaos ihren Namen gegeben. Die teilweise tonnenschweren Sandsteingefäße dienten während der Eisenzeit wohl Bestattungszwecken. Die serielle Stätte mit 15 Komponenten umfasst unter anderem große Krüge aus gehauenem Stein, Grabsteine, Steinbrüche und Grabbeigaben. Alle Elemente sind zwischen 1500 und 2500 Jahre alt und gelten als wichtigstes Zeugnis einer eisenzeitlichen Zivilisation, die um das Jahr 500 verschwand.
Bagan (Myanmar)
Bagan in Myanmar gilt als heilige Landschaft mit einer außergewöhnlichen Vielfalt buddhistischer Kunst und Architektur. Die Stätte umfasst acht Teilgebiete mit zahlreichen Tempeln, Stupas, Klöstern und Pilgerstätten sowie archäologischen Überresten, Fresken und Skulpturen. Sie zeugt von der Zivilisation von Bagan im 11. und 12. Jahrhundert und spiegelt die ausgeprägte Frömmigkeit des alten buddhistischen Reiches wider.
Krzemionki – Montanregion der prähistorischen Gewinnung von gebändertem Feuerstein (Polen)
Die Montanregion Krzemionki liegt im Heiligkreuzgebirge im Südosten Polens und umfasst vier jungsteinzeitliche und bronzezeitliche Abbaugebiete für die Gewinnung von gebändertem Feuerstein, der hauptsächlich zu Beilen verarbeitet wurde. Mit unterirdischen Abbauräumen, Schlagplätzen und rund 4000 Schächten und Gruben aus der Zeit von 3900 bis 1600 vor Christus verfügt die Montanregion über eines der umfassendsten prähistorischen Systeme zur Gewinnung und Verarbeitung von Feuerstein, die bisher bekannt sind.
Seowon, koreanische neokonfuzianische Akademien (Republik Korea)
Die Stätte umfasst neun neokonfuzianische Akademien, die sogenannten Seowon, aus der Zeit der Joseon-Dynastie, die zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert bestand. Die Lehre, die Verehrung der Gelehrten und die Interaktion mit der Natur waren die wesentlichen Funktionen einer Seowon, die sich auch in ihrer Gestaltung widerspiegeln. Durch ihre Lage in der Nähe von Bergen und Wasserquellen waren sie Teil der Kultivierung von Körper und Geist. Die Gebäude in Form von Pavillons sollten die Verbindung des Menschen mit der Landschaft erleichtern. Die Seowon zeugen von der Anpassung des chinesischen Neokonfuzianismus an die Verhältnisse in Korea.
Landschaft für die Zucht und Dressur von zeremoniellen Wagenpferden in Kladruby nad Labem (Tschechische Republik)
Die flache, sandige Landschaft in der Elbniederung mit ihren zahlreichen Wäldern zeugt von einer Zeit, als Pferde eine entscheidende Rolle für Transport, Landwirtschaft und Militär spielten. Die Kulturlandschaft umfasst Zucht- und Dressuranlagen für Kladruber. Diese als Wagenpferd gezüchtete Rasse wurde bei Zeremonien am Habsburgischen Kaiserhof eingesetzt. Das bereits 1579 gegründete kaiserliche Gestüt widmet sich als Nationalgestüt noch heute der Zucht dieser Pferderasse und zählt zu den bedeutendsten Einrichtungen seiner Art in Europa. Die Landschaft für die Zucht und Dressur von zeremoniellen Wagenpferden in Kladruby nad Labem ist die 1111. Welterbestätte weltweit.
Hintergrund
Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 30. Juni bis 10. Juli in Baku, Aserbaidschan. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Das Komitee entscheidet jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit Bedrohungen eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1113 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. Deutschland verzeichnet 46 Welterbestätten.
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