Pressemitteilung,
Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří ist UNESCO-Welterbe
Gemeinsame Nominierung von Deutschland und Tschechischer Republik überzeugt Welterbekomitee.
Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute auf gemeinsamen Vorschlag Deutschlands und Tschechiens die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří in die Welterbeliste aufgenommen. Die Stätte gilt als herausragendes Zentrum wissenschaftlich-technologischer Bergbauinnovation und als einzigartige montane Kulturlandschaft. Die Montanregion ist die 45. UNESCO-Welterbestätte in Deutschland. Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 10. Juli in Aserbaidschans Hauptstadt Baku.
„Glückwunsch zum Welterbetitel an die grenzüberschreitende Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“, erklärt Michelle Müntefering, Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt. „Die internationale Zusammenarbeit ist von Erfolg gekrönt, das industrielle Kulturerbe in Böhmen und Sachsen hat außergewöhnliche Bedeutung und universellen Wert“, so Müntefering. „Ich freue mich über die erste gemeinsame Welterbestätte mit der Tschechischen Republik. Das ist auch ein wichtiges europäisches Signal und zeigt die enge kulturelle Verflechtung unserer Länder.“
„Das sächsisch-böhmische Erzgebirge war seit dem 12. Jahrhundert Impulsgeber für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Bergbauregionen auf dem gesamten Kontinent“, betont Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. „Durch die Auswanderung gut geschulter Bergleute, wurde Wissen weithin exportiert. Im Erzgebirge etablierten sich Verwaltungsstrukturen und Finanzsysteme, die maßgeblichen Einfluss auf Bergbauprojekte in ganz Europa hatten. 800 Jahre Bergbau prägen noch heute das Gesicht der Region, die sich dort besonders entwickelt hat, wo die Menschen auf Erz gestoßen sind“, so Böhmer weiter. „Ich freue mich, dass das Welterbekomitee die weltweite Bedeutung der Montanregion anerkannt hat. Sie erzählt eine eindrucksvolle Geschichte über Ländergrenzen hinweg und lässt die Region enger zusammenrücken.“
Die Bergbaugeschichte im Erzgebirge geht zurück auf erste Silberfunde im Jahr 1168 in der Nähe der heutigen Stadt Freiberg. Seitdem besiedelten Bergleute und Handwerker die Gegend und entdeckten weitere Erzvorkommen. Die Menschen im Erzgebirge entwickelten Organisationsformen und Technologien, die die Wirtschaft, staatliche Systeme und gesamtgesellschaftliche Umbrüche wie die Industrielle Revolution in ganz Europa entscheidend prägten. So wurde ab dem 16. Jahrhundert die Verwaltung und Führung der Bergwerke staatlich kontrolliert. Die neue Bergbaubürokratie legte den Grundstein für ein frühkapitalistisches Zahlungssystem: Die erstmals 1520 geprägten Silbertaler dienten mehrere Jahrhunderte als Vorbild für die Währungssysteme in vielen europäischen Staaten und gelten als Vorgänger des Dollars.
Im erzgebirgischen Freiberg wurde 1765 die älteste noch bestehende Bergakademie gegründet. Hier forschten namhafte Wissenschaftler, die das Wissen weit über die Region und Europa hinaustrugen, darunter Abraham Gottlob Werner, der als Mitbegründer der modernen Montanwissenschaft gilt, und der Naturforscher Alexander von Humboldt.
Hintergrund
Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 30. Juni bis 10. Juli in Baku, Aserbaidschan. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Das Komitee entscheidet jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit Bedrohungen eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.110 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. Deutschland verzeichnet 45 Welterbestätten.
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