Pressemitteilung,
Augsburger Wassermanagement-System in UNESCO-Welterbeliste aufgenommen
Innovationszentrum des Wasserbaus als 46. Welterbestätten in Deutschland anerkannt.
Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute das Augsburger Wassermanagement-System in die Welterbeliste aufgenommen. Die Stadt zwischen den Flüssen Lech und Wertach entwickelte sich über acht Jahrhunderte zu einem Innovationszentrum des Wasserbaus und der Wasserkraft, was sich in zahlreichen Architektur- und Technikdenkmälern widerspiegelt. Das Augsburger Wassermanagement-System ist die 46. UNESCO-Welterbestätte in Deutschland. Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 10. Juli in Aserbaidschans Hauptstadt Baku.
„Ich freue mich sehr über die Entscheidung des Welterbekomitees der UNESCO“, erklärt Michelle Müntefering, Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt. „Mit diesem Eintrag in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt werden nicht nur die Wasserbau- und Brunnenkunst als ingenieurtechnische beziehungsweise künstlerische Leistung gewürdigt, sondern auch der nachhaltige Umgang mit unserer wertvollsten Ressource seit über 700 Jahren“, so die Staatsministerin. „Das zeigt einmal mehr den engen Zusammenhang von Kultur und Nachhaltigkeit als Teil unseres Lebensraumes.“
„Im Augsburger Wassermanagement-System spiegeln sich viele Jahrhunderte Erfindergeist“, betont Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. „Hier wurde mehr als einmal Technikgeschichte geschrieben. Noch lange bevor die Medizin belegen konnte, wie wichtig Hygiene für unsere Gesundheit ist, gab es in Augsburg seit 1545 eine strikte Trennung von Brauch- und Trinkwasser. Der wirtschaftliche Motor Augsburgs wurde vom Wasser angetrieben“, so Böhmer weiter. „Die Innovationskraft des Wasserbaus prägt das Gesicht der Stadt bis heute. Wassertürme und Kanäle, Kraftwerke und Prachtbrunnen zeugen vom Reichtum, der mit dem Wasser in die Stadt kam. Ich freue mich, dass das Welterbekomitee dieses herausragende Ensemble zum Welterbe erklärt hat.“
Das Augsburger Wassermanagement-System wurde seit dem 13. Jahrhundert in mehreren Phasen entwickelt und zeugt vom beispielhaften Umgang mit der Ressource Wasser. Die Bereitstellung von hochreinem Trinkwasser und die wirtschaftliche Nutzung der Wasserkraft legten den Grundstein für das kontinuierliche Wachstum und den Wohlstand der Stadt seit dem Mittelalter. Das ausgeklügelte, mehr als 200 Kilometer lange Kanalsystem der Stadt ist das Rückgrat des Augsburger Wassermanagements und verbindet seine verschiedenen Teile miteinander. Durch seine kontinuierliche Nutzung und stetige Erweiterung prägte das Augsburger Wassermanagement-System die Wasserkunst der Renaissance und die technologischen Entwicklungen der Industriellen Revolution entscheidend mit.
Insgesamt 22 Objekte der Technik, Industriearchäologie, Architektur und bildenden Kunst zählen zu der neuen Welterbestätte. Dazu gehören mittelalterliche Kanäle und Wasserwerke aus der frühen Neuzeit ebenso wie drei Renaissance-Brunnen und der sogenannte Eiskanal. Er wurde für die Olympischen Spiele 1972 errichtet und dient bis heute Kanuten als Trainingsstätte. 530 kleine und große Brücken führen über Bäche und Kanäle der Stadt – damit zählt Augsburg mehr Brücken als Venedig.
Hintergrund
Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 30. Juni bis 10. Juli in Baku, Aserbaidschan. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Das Komitee entscheidet jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit Bedrohungen eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.112 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. Deutschland verzeichnet 46 Welterbestätten.
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