Rede,

UNESCO-Geoparks als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung

Porträt von Prof. Dr. Verena Metze-Mangold

Prof. Dr. Verena Metze-Mangold
Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission (2014-2018)

ITB Berlin


UNESCO-Geoparks als Modellregionen für nachhaltige
Entwicklung / UNESCO Global Geoparks as model
regions for sustainable development

Im September 2015 hat die Weltgemeinschaft in New York die „Agenda 2030“ verabschiedet – eine Agenda ohne Beispiel in der Menschheitsgeschichte und auch für unser Land maßgeblich. In ihr haben sich die Staaten dieser Welt 17 ehrgeizige Ziele gesetzt; um nur einige zu nennen: die Beseitigung von Hunger und Armut, die Ermöglichung hochwertiger Bildung für alle, die Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen und den Kampf gegen den Klimawandel.

Das UNESCO-Programm zu den Geoparks wurde im November 2015 ins Leben gerufen. Es reiht sich in die Bemühungen ein, zukünftigen Generationen einen lebenswerten Planeten zu überlassen. In diesem Zusammenhang und mit diesem hohen Anspruch formuliert auch die UNESCO als Sonderorganisation der Vereinten Nationen ihre Ziele.

Mit dem Beschluss über die künftige Auszeichnung von UNESCO-Geoparks hat die UNESCO-Generalkonferenz eine Lücke geschlossen: Die UNESCO zeichnet nun Regionen aus, die sich besonders für ihr geologisches und landschaftliches Erbe einsetzen, es nachhaltig nutzen, bewahren und schützen, seinen Wert für die Lokalbevölkerung und Besucherinnen und Besucher erlebbar machen und damit dazu beitragen, dass nicht nur die Kenntnis über die Region wächst, sondern auch das Verständnis und die (Er-)Kenntnis über die Entwicklung unseres Planeten, in der Vergangenheit und in der Zukunft.

Geoparks sollen Menschen ermöglichen, die Werte einer Region kennen und schätzen zu lernen und globale Phänomene des Wandels zu verstehen, die von den regionalen und lokalen nicht getrennt werden können.

Wenn es gelingt, Menschen für die Entwicklung unseres Planeten zu sensibilisieren, werden diese Menschen auch in Zukunft sensibel mit ihm umgehen und Fragen stellen: „Wie nutzen wir die Ressourcen unseres Planeten so, dass auch unsere Kinder und deren Kinder über die Grundlagen verfügen, die sie für ein selbstbestimmtes Leben in Sicherheit und Wohlstand benötigen? Wie können wir unsere hohe Lebensqualität halten, ohne negative Folgen in anderen Weltregionen zu verursachen? Wie kann unser Planet eine Weltbevölkerung ernähren, die bis zur Mitte des Jahrhunderts auf wohl über 9 Milliarden ansteigen wird?“

Die Herausforderungen und Zielkonflikte, denen wir im 21. Jahrhundert gegenüberstehen, sind gewaltig. Um sie zu meistern, brauchen wir Vorbild-Regionen: Regionen, die zeigen, wie nachhaltige Entwicklung auf kommunaler und regionaler Ebene gelingen kann - vorangetrieben durch die Lokalbevölkerung.

Nachhaltige Entwicklung ist ein Schwerpunkt des UNESCO-Geoparkprogramms. Geoparks sollen auch die verschiedenen Akteure einer Region sektorübergreifend ins Gespräch miteinander bringen, sie sollen Dialoge zu landschaftlichen und geologischen Nachhaltigkeitsherausforderungen in der Region moderieren.

Die UNESCO hat noch nie zuvor ein bereits bestehendes Netzwerk integriert: Welterbestätten, Biosphärenreservate, Gedächtnis der Menschheit – Memory of the World, Immaterielles Kulturerbe, die UNESCO-Projektschulen; alle diese Programme sind im Schoß der UNESCO entstanden. Das Geopark-Programm hingegen entwickelte sich seit 2002 unter dem Dach des Global Geopark Network durch kommunales Engagement, in Zusammenarbeit mit der UNESCO. Diese Verankerung an der Basis ist ein großes Plus des Geopark-Programms.

Die Einbettung in das eng verzahnte internationale Netzwerk von aktuell 127 UNESCO-Geoparks verpflichtet die Geoparks außerdem zu regelmäßigem internationalem Austausch; ein weiteres wichtiges Kennzeichen der UNESCO-Geoparks. Dies trägt dazu bei, dass die bisherigen Erfahrungen und Lernprozesse vervielfacht werden. Lokale Problemlösungen können auf diesem Weg Ansätze für Lösungen an anderen Orten des Planeten bieten. Die UNESCO ist dafür mit ihren 195 Mitgliedsstaaten ein ideales Forum.

Das Geoparkprogramm leistet auch einen Beitrag zur Völkerverständigung. Denn: Wo Menschen über ihre Herkunft, ihre Region, ihre Landschaft ins Gespräch kommen und gemeinsam erfolgreich Lösungen finden, wie man Gebiete in Wert setzt, nachhaltiger bewirtschaftet und wie man sie für kommende Generationen bewahrt, dort will man diese Lösungen auch nach außen tragen. Dutzende von Beispielen für erfolgreiche Dialoge und internationale Zusammenarbeit hat es im Geopark-Kontext bereits gegeben, innerhalb Europas, aber auch besonders häufig im Kontakt mit China. So entstehen auch Verbindungen und Vertrauen jenseits der fachlichen Ebene.

UNESCO-Geoparks nutzen ihr geologisches und landschaftliches Erbe also für vielschichtige Prozesse von lokaler bis hin zu globaler Ebene. Durch ihre Einbettung in internationale wie regionale Netzwerke bilden sie eine wichtige Schnittstelle und können globale gesellschaftliche Herausforderungen und Fragen der gemeinsamen Gestaltung nachhaltiger Zukunftsoptionen für die Region – zum Beispiel in Form eines nachhaltigen Tourismus vor Ort - bearbeiten.

UNESCO-Geoparks bieten mit ihrem ganzheitlichen Konzept Antworten auf globale Herausforderungen. Die sechs deutschen UNESCO-Geoparks haben sich damit auf den Weg gemacht, Modellregionen für nachhaltige Entwicklung zu werden und zeigen, wie die Ziele der globalen Nachhaltigkeits-Agenda 2030 auf kommunaler Ebene umgesetzt werden können. Gemeinsam haben sie bereits im November 2016 besonders relevante und wichtige Nachhaltigkeitsziele für ihre Arbeit identifiziert; hierzu zählen insbesondere nachhaltiger Tourismus, Ressourceneffizienz, Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie der Erhalt und die nachhaltige Nutzung von Ökosystemen. Jüngst von der Deutschen UNESCO-Kommission veröffentlichte Broschüren (siehe www.unesco.de/geoparks) fassen die konkreten Beiträge der deutschen UNESCO-Geoparks zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeits-Agenda zusammen.

Für die Weiterentwicklung der UNESCO-Geoparks in Deutschland engagiert sich das Auswärtige Amt. Es hat für diesen Zweck eine Beratungsstelle bei der Deutschen UNESCO-Kommission eingerichtet und ein Nationalkomitee berufen, das für die Entwicklung und Einhaltung von Qualitätskriterien zuständig ist und die UNESCO-Geoparks in Deutschland dabei unterstützt, sich auf dem eingeschlagenen Weg bestmöglich weiterzuentwickeln und ihre Erfahrungen weltweit zu teilen.

 

UNESCO Global Geoparks as model regions for sustainable development

In September 2015, world leaders adopted the "2030 Agenda" - an unprecedented agenda in human history and also highly relevant to our country Germany. All heads of state and heads of government have agreed on 17 ambitious goals; to name just a few: eliminating hunger and poverty, enabling quality education for all, preserving our natural resources and mitigating climate change.

The UNESCO programme on Global Geoparks was established shortly after, in November 2015. It is part of the effort to keep the planet liveable for future generations. In this context and in line with this high standard, UNESCO, as a specialized agency of the United Nations, also formulates its objectives.

When the UNESCO General Conference decided to designate UNESCO Global Geoparks, it has closed a gap: UNESCO now distinguishes regions that are particularly committed to their geological and landscape heritage, use it sustainably, and conserve its value for the local people and visitors to experience. Thus, they contribute to not only to a growing knowledge of specific regions, but also to a better understanding about the evolution of our planet, in the past and in the future.

UNESCO Global Geoparks should enable people to learn about the geological history of their region, to know and appreciate its resulting values ​​and to understand global phenomena of change that cannot be separated from regional and local phenomena.

If we succeed in sensitizing people to the development of our planet, these people will continue to be provident for the planet. They will be engaged in questions such as: "How do we use the resources of our planet today such that our children and their children can also fulfil their needs and develop their talents, living in dignity and prosperity? How can we maintain quality of life without causing negative consequences in other parts of the world? How can our planet feed a world population that will rise to well over 9 billion by the middle of the century?"

The challenges and conflicting goals we face in the 21st century are enormous. To master them, we need model regions. Regions that show how sustainable development at local and regional level can succeed, driven by the local population.

Sustainable development is a priority of the UNESCO Global Geoparks. They should also assemble the various stakeholders of a region and engage them in dialogue across all sectors, they should moderate regional discussions on sustainability challenges, particularly those related to the landscape and to geological resources.

Never before has UNESCO integrated an existing network: its World Heritage Sites, Biosphere Reserves, Memory of the World registry entries, Intangible Cultural Heritage assets, the UNESCO Associated Schools, all of these programmes and networks were created by UNESCO itself. The UNESCO Global Geoparks, on the other hand, have evolved since 2002 through community engagement, in collaboration with UNESCO. This anchorage at the base is a big plus for UNESCO Global Geoparks.

Another important feature is that they are embedded in the closely interlinked international network of currently 127 UNESCO Global Geoparks; they also obligated to maintain regular international exchange. Thus, they can leverage the multiplication of previous experiences and learning processes. Local solutions can provide approaches to solutions elsewhere in the world. UNESCO, with its 195 member states, is an ideal forum for such multiplication of experiences.

UNESCO Global Geoparks also contribute to international understanding. Wherever people have effective dialogue about their origins, their region, their landscape and how they can successfully find solutions, how to valorise areas and manage them sustainably, and how to preserve them for future generations – these people will be proud to share such solutions with the rest of the world. There have already been dozens of examples of successful dialogues and international cooperation in the geopark context, within Europe, but also particularly often in contact with China. This also creates connections and trust beyond the professional level.

UNESCO Global Geoparks use their geological and landscape heritage for multi-layered processes from the local to the global level. By being embedded in international and regional networks, they tackle global societal challenges and jointly shape sustainable future options for their region, such as sustainable local tourism.

UNESCO Global Geoparks provide answers to global challenges through their holistic approach. The six German UNESCO Global Geoparks have set out to become model regions for sustainable development and demonstrate how the goals of the Global 2030 Sustainability Agenda can be implemented at the local level. Together, in November 2016, they identified particularly relevant and important sustainability goals for their work, including in particular sustainable tourism, resource efficiency, education for sustainable development, and the conservation and sustainable use of ecosystems. Brochures recently published by the German Commission for UNESCO (see www.unesco.de/geoparks) summarize the concrete contributions of the German UNESCO Global Geoparks to the implementation of the Global 2030 Sustainability Agenda.

The German Federal Foreign Office has a key role in the further development of the UNESCO Global Geoparks in Germany. It has set up a UNESCO Global Geoparks Unit at the German Commission for UNESCO and appointed a national committee that is responsible for the development and adherence to quality criteria and supports the UNESCO Geoparks in Germany to develop ambitiously and to share their experiences worldwide.

 

 

 

 

 

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